Tagong, Litang und Daocheng
Im Grenzgebiet zu Tibet
Am 25.Oktober 2016 fuhren wir um 10:00 Uhr mit Vera, der jungen Ärztin aus Tirol weiter nach Litang auf 3750 m. Wir hatten uns zu dritt ein Taxi genommen, einen öffentliche Bus gibt es dahin nur um 06:20, und auch so zahlten wir nur € 14,— pro Person für 3 Stunden Fahrt über einen 4150 m hohen Pass. Ein weiterer Vorteil war, dass wir jederzeit anhalten lassen konnten, was besonders für Josef und seine Fotos wichtig war. Auch nahmen wir uns Zeit, um am Pass über Stiegen noch etwas weiter hinauf zu gehen. Dies verursachte bei mir zwar Kopfschmerzen und Übelkeit, aber es war wunderschön dort. (Ich bin nicht so höhentauglich wie Margrit, die auf 5000 und 6000m herumkraxelt ; ) )
Tagong ist ein kleiner Ort mit einem großen Kloster neben dem Hauptplatz. Wir wohnten gleich daneben im Kampa Café, ein kleines Hostel mit schöner Terrasse und kleinem Restaurant, in dem man auch so eine Art Wiener Schnitzel (Josef verspeiste so eines gleich an beiden Abenden) und westliches Frühstück bekommt. Die Zimmer sind sehr einfach, wirken aber durch das viele Holz ganz gemütlich. Leider gibt es keine Heizung, was bei den nicht schließenden Fenstern und Türen und bei einer Nachttemperatur von einiges unter null Grad nicht ganz so heimelig ist. Natürlich ist auch die einzige Stehtoilette und die einzige Dusche für 7 Doppelzimmer und die Besitzerfamilie nicht beheizbar, dafür gibt es aber heißes Wasser.
Ab dem Tag unserer Ankunft gab es im Kloster nebenan zufällig ein großes Treffen von Mönchen aus der gesamten Umgebung, die fünf Tage lang für das Glück aller Menschen beteten. Es war schön, sie schon morgens ab 08:15 beten und singen zu hören.
Am Abend saßen wir mit einem deutschen und einem holländischen Paar, einer Holländerin aus Malaysia, Amerikanern und Vera im kleinen Gemeinschaftsraum und hofften, dass es beim Essen wärmer wird. Hier wurden auch viele Tipps ausgetauscht, die einen kamen aus der einen Richtung, die anderen aus einer anderen.
Chinesische Touristen nächtigen kaum hier, sie kommen dafür busweise für ca. eine Stunde, fotografieren alles ab, sind laut und sobald die einen weg sind, kommen die nächsten. Einen Chinesen mit Fotoapparat mit einem riesigem Objektiv habe ich zugesehen, wie er ohne zu fragen auf zwei tibetische Frauen zugegangen ist und aus allernächste Nähe ihre Gesichter fotografiert hat, wie Tiere im Zoo. Als wir dann den Rundweg um das Kloster machten, wollte er uns ebenfalls ohne zu fragen fotografieren. Ich nahm mir Josefs Fotoapparat und bin damit direkt auf ihn zu und habe sein Gesicht fotografiert, er hat nur gelacht. Ich glaube, diese Leute merken gar nicht, wie distanzlos sie sich verhalten.
Am nächsten Tag machten wir eine Wanderung zu einem Nonnenkloster, in einem kleinen traditionelles Dorf. Auch eine Schule für 3 - 8 jährige Kinder gibt es hier. Einen jungen Lehrer lernten wir kennen, er kommt aus Chengdu, ist Chinese und kann weder die tibetische Sprache noch versteht er diese Kultur. Es ist mir klar, dass die Kinder chinesisch lernen müssen, auch um jede Bildungsmöglichkeit nutzen zu können, aber wie verständigt sich dieser Lehrer mit den Eltern…?
Nach zwei Tagen wollten wir weiter nach Litang (4060m). Direkte Busse dorthin gibt es keine, man sucht sich am „Hauptplatz“ einen Minivan-Fahrer, der nach Litang fährt und verhandelt Preis und Uhrzeit (bzw. versucht es zumindest) Da der Fahrer das Auto mit so vielen Fahrgästen wie möglich belegen wollte war es wichtig, dass er den Umfang unseres Gepäcks kannte. Es passierte uns auch, dass der eine Fahrer dann schon früher gefahren war, uns dafür aber einen anderen geschickt hatte, alles kein Problem.
Wir fuhren wieder mit Vera und einem Einheimischen los. Nach einiger Zeit hielten wir an, mussten das Fahrzeug wechseln und fuhren mit einem älteren Fahrer weiter. Zuerst freuten wir uns, dass dieser schön langsam fuhr, bald jedoch merkten wir, dass er eigentlich nicht wirklich Auto fahren konnte. Er hatte scheinbar Angst vor dem Schalten, tat dies nur, wenn es absolut unvermeidbar war, fuhr dadurch auch zu schnell in die Kurven, hatte beim Überholen kein Tempo drauf und als er den Einheimischen aussteigen hatte lassen, hätte er das Auto beinahe nicht mehr starten können. Als er dann in Litang an unserem Hotel vorbei gefahren war und umdrehen musste, schaffte er dies nicht, Josef lies ihn aussteigen und fuhr das Auto bis zu unserer Herberge.
In Litang gibt es ein großes Kloster, welches zu Ehren des dritten Dalai Lama gebaut worden war. Der Ort ist auch dadurch berühmt, dass der siebte und der zehnte Dalai Lama von hier kommen.
Leider ist das Kloster nicht nur zerstört worden, sondern 2014 auch noch teilweise abgebrannt. Der Haupttempel ist eine riesige Baustelle, es wird fleißig gearbeitet und renoviert.
In einem noch bestehenden alten Tempel, in dem der dritte Dalai Lama eine Wohnung hatte und auch ein Panchen Lama gewohnt hatte, trafen wir einen 71jährigen Mönch, der uns vieles zeigte, uns segnete und mit Händen und Füßen erzählte, dass er einmal in Dharamsala gewesen war, dort S.H. Dalai Lama 14. getroffen hatte und sehr traurig gewesen war, dass dieser immer noch im Exil leben muss. Fotos S.H. Dalai Lama 14. gab es hier und auch in einigen anderen Klöstern. Scheinbar ist es nur in Tibet gänzlich verboten, solche Fotos zu besitzen.
Die Nacht auf der Höhe von über 4000 m war für mich nicht so angenehm, ich wurde mehrmals wegen starker Kopfschmerzen munter und war froh, als es endlich hell wurde (Kommt bei mir ansonsten kaum vor, dass ich mich auf das Aufstehen freue).
Josef wollte mir am Morgen einen Raum mit vier riesigen Gebetsmühlen zeigen, in dem sich viele Tibeter zum täglichen Beten treffen. Mir war bald so schlecht und schwindlig, dass ich mich setzen musste. Sofort machten mir die Leute Platz, eine Frau brachte Kräuter die angezündet wurden und deren Rauch ich einatmen sollte. Ein Mann lief in eine Apotheke und kaufte getrocknete Wurzeln oder Pilze, ich weiß es nicht genau, die ich kauen musste. Rührend und unaufdringlich kümmerten sich die Leute um mich.
Es sind auch die Chinesen oft sehr freundlich, aber „laut freundlich“. Ich weiß nicht, ob das verständlich ausgedrückt ist, aber die Verhaltensweisen dieser zwei Völker ist so unterschiedlich und ich fühle mich zu der einen so hingezogen und halte die andere so schwer aus.
Josef holte mir noch etwas zu Trinken und eine Banane und bald fühlte ich mich wieder besser, war jedoch froh, dass wir noch am Vormittag weiter nach Daocheng fuhren, das zumindest 300 m tiefer liegt.
Wir blieben zwei Nächte dort und fuhren nicht, wie eigentlich geplant in den Yading Nationalpark. Dieser soll wunderschön sein, herrliche Seen und Berge, aber wieder total überlaufen von chinesischen Touristen, selbst noch Ende Oktober.
Wir liehen uns ein E-Moped aus und besuchten ein Kloster in der Nähe, die Landschaft war auch hier herrlich, und machten uns ansonsten einen ruhigen Tag.
Schwierig war das Finden eines Restaurants an den Abenden. Es gab zwar jede Menge, aber keines war geheizt und überall waren die Türen offen und trotz Daunenjacke und Haube war es nicht gemütlich.
Wir sind eben doch verweichlichte Europäer.
Traumhafte Szenerie in der Umgebung von Tagong
Tagong - Bergkulisse oberhalb des Frauenklosters
Tagong mit seinem Kloster
Guesthouse Kampa Cafe
Kloster in Tagong
Wanderung von Tagong zum 6km entfernten Nonnenkloster
Kleines Dorf in Sichuan, dahinter das neu errichtete Nonnenkloster
( hier nicht sichtbar )
Nonnenkloster mit den unzähligen Gebetsmühlen
Lithang Kloster, gegründet vom 3. Dalai Lama im Jahre 1580
Renovierungsarbeiten des Lithang Klosters nachdem ein Brand 2014 einen Großteil
des Klosters zerstört hat
Die hinteren Gebäude des Klosters blieben vom Brand verschont
Im Wohnhaus des 3. Dalai Lama
Vera, eine unverkennbare Katzenliebhaberin im ehemaligen Wohnhaus des 3. Dalai Lama