Dienstag, 4. April 2017

Südindien

von Bangalore bis Cochin


Ein Abstecher nach Südindien.
Da gibt es mal Goa, kennt fast ein jeder. Kleinster Staat Indiens (wusste ich nicht) Traumstände angeblich und daher nicht unentdeckt. Wollen wir nicht, also auf nach Kerala. Klingt ja auch nicht so ohne, oder? 
Kerala soll also ähnlich schön sein wie das für uns ebenfalls unbekannte Goa, wo vor lauter Schönheit seit Jahren sich die Jungen und Junggebliebenen Indien voll geben. Palmen, Unbekümmertheit und anderes Indien als das Indien im Norden.
Anders, da nicht so vermüllt wie im Norden, nicht nur in Goa oder Kerala, nein überall hier im Süden wissen sie, dass der Müll die Umwelt vermüllt, wenn man ihn einfach auf der Straße achtlos entsorgt. Und wirklich, es war auch so. Nicht, dass man keine Plastiksackerl oder ähnliches auf der Straße sieht, schon, aber bei weitem nicht so schlimm wie im Norden. Auch kein Kuhdreck, welcher die Gassen schmückt am Morgen. Kühe gibt es zwar, auch in so manchen Straßen, aber halt viel weniger und vielleicht sind hier sogar die Kühe besser erzogen? 

Mit dem Flugzeug gelandet in Bangalore, von dort nach einer Nacht weiter nach Mysore. 
Mysore liegt noch nicht in Kerala sondern im Staat Karnataka. Also auch nicht schlecht, jedoch trotzdem nicht gut. Denn Renate erkrankt hier, ist müde und matt. Auch ich habe mir vor einiger Zeit einen hartnäckigen Schnupfen in Bangkok geholt, welcher nicht so richtig gut werden will. Denn in Bangkok, einer riesigen Stadt, kennt man sich selber nicht so schnell aus und der Körper erst recht nicht. Draußen 35 Grad und kaum drinnen schon wieder gefühlte 15 Grad, da überall extrem klimatisiert. Im Hotel, in der Einkaufsmeile, in der U Bahn oder Skytrain. So also Schnupfen verständlich. 

In Mysore nicht so heiß, nur ca. 30 Grad, Klimaanlagen nur im Zimmer, denn Einkaufszentrum und U Bahn sucht man hier vergeblich. Trotzdem immer noch Bangkok-Schnupfen. Mysore ist eine kleinere und sehenswerte Stadt. Viele historische Bauten aus der Kolonialzeit und früher gibt es in und rund um die Stadt zu besichtigen, wie zum Beispiel der wunderschöne Maharadscha Palast, welcher nach einem Brand im Jahre 1897 von den Engländern 1912 wieder aufgebaut wurde, diesmal fast ohne Holz, damit ja nichts mehr passieren kann.  Obwohl nicht ganz gesund besuchen wir den wunderschönen Palast gleich am ersten Tag. Mysore ist auch sehr bekannt für die Herstellung von Seidenstoffen. In einem Shop kaufen wir für zu Hause einen Vorhangstoff und ich nicht geizig, wenn was billig ist, kaufe für Renates Geburtstag Stoffe für 2 indische Kleider inklusive Schneider für ein paar Stunden noch dazu. 

So bleiben wir also 5 Tage in Mysore, ich erkundige ein wenig die Stadt und die nähere Umgebung mit einem Taxi. Jedoch nicht die besuchten Paläste und Tempel machen den Ausflug erlebnisreich, sondern einfach das Rundherum - das holprige Taxi und das Mittagessen mit dem Fahrer in einem seiner Lieblingslokale 20km außerhalb der Stadt. Obwohl angeblich das "beste Lokal" in der Umgebung, wollte bei mir kein Hungergefühl aufkommen. Auch nicht als er das servierte Etwas inklusive Soße und Reisknödel genussvoll mit Hilfe der Finger vertilgt. Praktisch Fingerfood auf indisch.
Am Nachmittag besuchen wir noch einen alten hinduistischen Tempel, wo ich mich mit hunderten anderer, in einer Menschenschlange bewegend, bis zum Heiligtum durchkämpfe.

Zuvor kommen wir zufällig bei einem Cow-Race vorbei. Wo sich die, ansonsten eher trägen, Kühe weißer Farbe mit ihren langen spitzen Hörnern auf einer Länge von 120 Meter gegenseitig nichts schenken. Aufgepeitscht durch kurz vor dem Start  direkt vor ihren Hufen gezündete Schweizerkracher preschen sie die Strecke entlang und geben ihr Bestes. Ich als einziger Westler werde umringt von Kindern und Jugendlichen, welche es genießen mit mir im Gelände herumzuwandern und fotografiert zu werden. 

Renate kann es leider nicht genießen, sondern niest im Bett die Bakterien heraus. Am 3. Tag erwischt es mich auch wieder mehr, diesmal jedoch ist mir mein Nacken "eingeschossen", vermutlich durch die offenen Fenster des Taxis vom Vortag. Nun also leiste ich Renate Gesellschaft, im Zimmer ist es stickig, Klimaanlage vorhanden jedoch aufgrund oben genannter Gründe nicht in Betrieb. 
2 Tage später, Parkemed ist ein gutes Medikament, geht es mir schon wieder besser. Renate noch nicht sehr viel, jedoch hier halten wir es nicht mehr aus. Also rein nach Kerala, vorerst einmal jedoch ins Landesinnere des Staates nach Kalpetta.  Die kleine Stadt liegt auf 800 Meter, es ist sehr grün hier,  rundherum Tee- und Kaffeeplantagen, Tropenwälder, Berge und Hügel. Das Klima ist angenehm, vor allem in der  Nacht ist es kühler als in der Stadt. 
Inmitten von Teeplantagen, in einer Kaffeeplantage, 8 km abseits des Ortes haben wir uns nett und ruhig einquartiert. Wir sind die ersten 2 Tage die einzigen Gäste. Renate fühlt sich immer noch matt, also auf in ein Spital. Dort wird das Blut untersucht und obwohl die Werte eigentlich laut Margrit und Dari in Ordnung sind, diagnostiziert der Arzt Typhus oder so was ähnliches. Zwar ist Renate geimpft, aber nun ja, kann ja sein, dass man auf die Impfung nicht so anspricht wie gewünscht. Antibiotikum wird verschrieben für 5 Tage. Wurst, Hauptsache es wirkt und unsere Reisegeister werden wieder aktiviert.
Kalpetta liegt im Distrikt Wayanad, wie gesagt umgeben von bewaldeten Hügeln und Mittelgebirge, einem großem Stausee und 2 Nationalparks. Jedoch ist es auf Grund der üppigen Vegetation und der wilden Tierwelt kaum möglich, einen Gipfel alleine zu besteigen. Elefanten, Tiger und ähnliche Raubtiere oder auch Schlangen können einen Ausflug ins Grüne ohne erfahrenen Guide zu einem unerwünschten Abenteuer machen. 
Der höchste Berg der Region ist der Chembra Peak (2100m). Jedoch leider ist der Aufstieg zur Zeit verboten. Aus 2 Gründen, aufgrund der momentanen Trockenheit ist die Waldbrandgefahr sehr hoch und zweitens gibt es eine Vereinbarung mit den dort lebenden Einwohnern, dass der Aufstieg zum Gipfel für Touristen generell nicht erlaubt ist.  
Ganz ohne Wandern gehts jedoch nicht, so organisiere ich mir einen Führer mit dem ich, begleitet von 2 ortskundigen Einheimischen, einen Gipfel im Norden von Wayanad besteige. Außer Affen, einer Schlange und einer Hirschherde bekommen wir jedoch leider keine anderen Tiere zu sehen, nur deren Exkremente ( Elefanten und Leoparden).
Nur langsam verbesserte sich der Gesundheitszustand von Renate, so nun meine Idee, Meer und salzige Luft wären sicher von Vorteil. Etwas außerhalb der Stadt Kannur finde ich ein im Internet vielversprechendes Hotel direkt am Meer und so freuen wir uns auf 6 erholsame Tage. Pro Nacht 70€ nicht gerade billig und das in Indien, das kann nicht schlecht ein.  
Doch daraus wird nichts, zwischen Hotel und Strand quasi eine Gstättn, der Strand genauso lang und breit wie schmutzig, das Meer wild wellig und alles andere als blau. Das Hotel selber heruntergekommen, die Betten hart wie Brett und im Zimmer eine Hitze, Sauna nichts dagegen. Wirklich, der über den Körper rinnende Schweiß kitzelte derart beim Schlafen, dass ich schon alleine deshalb immer wieder munter werde. 
Die zweite Nacht ist besser, da wir den ganzen Tag die Klimaanlage auf Hochtouren eingeschaltet lassen. Wirkt super und nachhaltig, haben wir von Wolfgang vor vielen Jahren in Gibraltar gelernt. 

Mehr als 2 Nächte bleiben wir jedoch trotzdem nicht, der Manager des Hotels, ein angenehmer Mann, ermöglichte es uns ausnahmsweise, die über booking.com gebuchten Nächte kostenlos zu stornieren. 
Viel haben wir uns vorgenommen in Südindien, jedoch bedingt durch die schwüle Hitze um diese Jahreszeit beschließen wir, gleich in den Norden zu fahren. Vorher besuchen wir jedoch noch Cochin. Cochin, bestehend aus 5 Inseln, auf denen sich die Stadt ausgebreitet hat, ist vor allem bekannt für die historisch interessante Insel Fort Cochin und die, sich im Hinterland befindenden, Backwaters.  
Quasi die "Entdeckung der Langsamkeit" erleben wir einen halben Tag in den Backwaters. Mit 20 Anderen auf einem, mit Bambus überdachten, 10 Meter langen Holzboot werden wir durch die Kanäle  geschifft. 2 Männer mit langen Bambusrohren bewegen das Boot in unglaublich langsamen Tempo durch die mit Palmen gesäumte wunderschöne Landschaft, sodass man zu Beginn glaubt,  das kann ja wirklich nicht wahr sein. Aber es funktioniert, ist auch nicht langweilig, man findet schon nach kurzer Zeit Gefallen an dem stillen und ruhigen Treiben im Fluss.  Zugegeben, nach 6 Stunden ist man froh wieder am Ziel zu sein. Vor allem Gegenwind macht den armen Bootsmännern das Leben bei der Rückfahrt nicht einfacher. Bei 3 Stops genießen wir einen Lunch, besichtigten eine „Fabrik“, wo aus Kokosfasern Seile hergestellt werden und eine andere, wo Muscheln der Backewaters zu Kalk verarbeitet werden, indem die zuvor gebrannten Muscheln, mit kaltem Wasser übergossen, zu Kalkpulver zerfallen. 
Ganz familiär sind wir in Cochin im sehr gemütlichen Homestay Mia Casa für 27€ inkl. Frühstück und Abendessen untergebracht. Der 13 jährige Sohn der katholischen Familie bereitet sich gerade auf ein Konzert vor, wofür er ein 13 minütiges Solo-Lied mit seinem Gesangslehrer einübt. Täglich am Abend wird gesungen und natürlich sind wir dann auch bei seinem Auftritt in einer Kirche mit dabei. 
Vollkommen gesund (Blutwerte wurden in einem „Labor“ (kleines Zimmerchen am Straßenrand) überprüft) fliegen wir am 01. April weiter nach Delhi.









Hinduistischer Tempel im Palastgelände in Mysore






Palast in Mysore am Abend





Glücksbringer im Palastgarten



Job mit Gefahrenzulage



Ziegenköpfe, deren Haare vorher abgebrannt werden






übliches Markttreiben, immer wieder interessant




























Freude am Hobby



Cow-Race









Teeplantagen in Wayanad



Wanderung in Wayanad















Wasserspender






Geburtstagsblumengebinde



In Kannur



Fischernetze in Cochin, vor 800 Jahren von den Chinesen errichtet





















Gemächlich unterwegs mit dem Hausboot in den Backwaters



























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