Basecamp Pik Lenin
Renate hatte in Osh eine tolle Unterkunft gefunden.
Wir verließen diese Bleibe nur sehr ungern, denn so gemütlich wie hier hatten wir es kaum irgendwo in Kirgistan oder auch anderswo. Das Oldman House wurde vor 3 Jahren von Richard, einem Engländer, und seiner Frau aus Kirgistan errichtet, nach englischem Stil sehr geschmackvoll eingerichtet und auch genauso geschmackvoll das umfangreiche Frühstücksbuffet und die selbst gebackenen Kuchen.
Die Pension mit sowohl komfortablen Zimmern inklusive großen Bädern als auch gemütlichen Aufenthaltsplätzen und einer Terrasse wurde über einem kleinen und teilweise freiliegenden Bach errichtet, welcher an heißen Tagen den vorhandenen Innenhof angenehm kühlt. Und genau das ist aber das Problem, genau hier, 6m links und 6m rechts des Baches auf einer Länge von ca. 300m will man nun eine Erholungsfläche errichten, alle Grundeigentümer in diesem Bereich werden von den verantwortlichen Stellen und Politikern enteignet, und zwar laut dem Besitzer unentgeltlich enteignet.
Der Besitzer erfuhr einige Tage vor unserer Ankunft davon, eine Woche später wurde der Abriss der Häuser bereits in die Tat umgesetzt und begonnen die Häuser abzureißen. Eine sehr traurige Geschichte.
In Osh waren wir bereits vor 3 Jahren und auch damals wollten wir zum Basecamp des Pik Lenin.
Damals klappte es leider nicht, es war schon fast September und das Wetter war schlecht. Da die Saison für die Besteigung des 7000er Ende August vorbei ist, stellen die Camps, welche auf 3600 m liegen, den Betrieb mit 1. September ein.
Dieses Mal sollte es jedoch klappen und so fuhren wir von Osh, welches nur auf 1000m liegt, 220km nach Sary Mogul, einem kleinen Ort auf der Pamir Highway Strecke 100km vor der tadschikischen Grenze. Dieser Ort liegt auf 3000 m und wir wollten 2 Nächte bleiben, um uns schon ein wenig für das doch auf 3600 m liegende Basecamp zu akklimatisieren.
Es war uns schon klar, dass uns unsere gebuchte Unterkunft nicht unbedingt vom Hocker reißen wird, zu abgelegen die Gegend, hier kann man nichts Großartiges erwarten…….
…..nach einer Nacht fühlten wir uns aber bereits genug akklimatisiert…… wir verließen unsere Herberge vorzeitig und fuhren bei Traumwetter in Richtung Basecamp Pik Lenin.
Der Weg von Sary Mogul bis zum Basecamp war in einem guten Zustand, bei schönem Wetter nicht besonders schwierig zu befahren, und auch nicht weit, ca. 45 km, davon 35 km Offroad, wäre jedoch ohne unser Navigations App nur schwer zu finden.
Warum gerade zum Basecamp des Pik Lenin?
Also natürlich wegen der unglaublich schönen Bergwelt und auch wegen der Möglichkeit, sehr komfortabel die Atmosphäre eines Basecamps zu erleben. Man kann sich hier nämlich, wenn man will, in einer „Nobelyurte“ einnisten, inklusive Heizung, Dusche und Warmwasser, und mit Essen wird man auch versorgt. Kostet zwar, nicht billig für das ansonsten sehr günstige Kirgistan. 540 Euro für uns beide für 4 Nächte inklusive Halbpension bezahlten wir gerne für dieses Abenteuer.
Was uns dann wirklich dort erwartet wussten wir im Vorhinein natürlich nicht, aber gleich vorweg, es übertraf unsere Erwartungen.
Wir bekamen eine Yurte in bester Lage zugeordnet, freier Blick auf den Pik Lenin (7134m ) und den benachbartem Gipfel Pik Oktjabrsky (6780m) - zumindest am ersten Tag, danach wurde leider das Wetter schlecht.
Gemütlich eingerichtet war die Jurte, warmes Wasser zum Brausen, auch gemütlich die Betten und das gute Essen wurde uns sehr freundlich von jungen Mädchen serviert.
Zusätzlich gab es ein neu errichtetes und gemütliches Cafe, in dem man ab 15 Uhr bei Cappuccino und Kuchen den Blick in die Berge genießen konnte.
Also ganz anders, als man sich vielleicht ein Basecamp vorstellt, aber genauso wollten wir es haben…….sind wir doch auch nicht mehr die Jüngsten!
Und dann natürlich die Bergwelt rund um uns herum. Sehr beeindruckend, direkt vor uns ein Koloss von einem Berg, vergletschert bis zum Fuße, unzählige andere Gipfel in greifbarer Nähe.
Vor allem die Aufnahmen mit der Drohne zeigen eine Welt, die nicht real erscheint.
Der Pik Lenin ist ein beliebter Berg für Abenteurer(innen) und Höhenbergsteiger(innen), wird oft von kommerziellen Veranstaltern als einsteigerfreundlicher 7000er für Höhenbergsteiger bezeichnet, da er technisch als nicht allzu schwierig gilt.
Aufgrund seiner Höhe ist der Berg jedoch auf gar keinen Fall zu unterschätzen und erfordert eine sehr gute körperliche Verfassung und gute Akklimatisierung. Es gibt keine leichten 7000er. Durchschnittlich benötigt man 3 Wochen für eine Besteigung. Die Erfolgsquote liegt bei ca. 30 %.bis 40 %, von Jahr zu Jahr unterschiedlich und natürlich auch vom Wetter abhängig.
1990 löste ein Erdbeben eine Eislawine aus die ein Lager komplett verschüttete, 43 Bergsteiger starben, nur 2 überlebten.
Wir begnügten uns mit dem Basecamp und unternahmen von dort aus kleinere Wanderungen auf bis zu 4000 m.
Da leider das Wetter bereits ab dem 2. Tag am Nachmittag schlecht wurde, waren die Möglichkeiten, längere Wanderungen durchzuführen, sehr eingeschränkt. Das veranlasste uns auch bereits nach der 3. Nacht das Lager wieder zu verlassen.
Bei der Rückfahrt wurde der Treibstoff sehr knapp. Die im Plan eingezeichnete Tankstelle in Sary Tasch war schon lange außer Betrieb und keiner der Einheimischen konnte uns sagen, wo sich die nächste offene Tankstelle befindet. Mit etwas Bauchweh kauften wir in einem Lebensmittelgeschäft einen 10 Liter Kanister mit Diesel, hat dann aber gut funktioniert.
Auf dem langen Weg zurück nach Osh fanden wir wieder ein feines Plätzchen zum Jausnen.
In Osh nahmen wir uns eine AirB&B Wohnung in einem neu errichteten Wohnsiedlung - 1200 Wohnungen werden hier im Endausbau zu bewohnen sein.
Wir hatten es sehr gemütlich hier……….und auch die Waschmaschine wurde von uns eifrigst benützt.
Nach den kühlen Tagen im Gebirge kamen wir in die Hitze der Stadt, 43 Grad C zeigte das Thermometer und wir genossen die klimatisierte Wohnung.
Wir suchten auch Abkühlung in einem Erlebnispark in der Innenstadt, in Cafes und für den Abend fanden wir ein gemütliches Restaurant.