Freitag, 26. August 2016

Die letzten Tage in Sibirien


Von Aktash fuhren wir am 21.08.2016 bei schlechtem Wetter in das kleine, sehr ursprüngliche Dorf Tschagan Usun auf 1950 m.
Der Fahrer half uns, eine Unterkunft zu finden. Zuerst fuhren wir zu einer alten Familie in einem windschiefen Holzhaus. Diese hatten nur zwei zusammenhängende Zimmer ohne Türen mit je sechs Betten. Die zweite Möglichkeit in diesem Ort war, bei einer jungen Familie mit drei Kindern zu wohnen. Hier wurden die drei Schlafräume vermietet, jeweils mit 2 Betten, wovon immer nur eines eine Matratze hatte. Wir entschieden uns für eines dieser Zimmer und ich (freiwillig!!!) legte meine Luftmatratze zwischen die Decken und konnte so auch gut schlafen. Im Haus gab es sogar eine Badewanne,  nur die Plumpstoilette befand sich außerhalb des Hauses und des Zaunes, auf der Straße. Diese wird von den Bewohnern auch im Winter(!) benutzt.
Erst am Abend wurde uns bewusst, dass wir das Haus alleine bewohnten, die Familienmitglieder schliefen während der 2 1/2 Sommermonate im Sommerhaus, eine größere, sechseckige Holzhütte im "Garten", incl. Sommerküche. Auf meine Nachfrage, warum sie ein Sommerhaus hätten, bekam ich die Antwort, das sei eben Tradition. Das machen nur die Altaier, nicht die Kasachen, die auch in dieser Grenzregion zu China und zur Mongolei wohnen.
Wir zahlten für drei Nächte mit Vollpension, zweimal Banja und abendliches Einheizen des Kachelofens insgesamt € 130,--.
Gleich am ersten Abend wollte uns unsere Gastgeberin mit Delikatessen der Region überraschen.
Wir bekamen als Vorspeise Leber im Fettmantel gebraten und Blutwurstscheiben. Als Hauptgang servierte sie uns Schaf mit Brot und als Nachspeise gab es Sauerrahm mit Schwarzbeeren aus der Umgebung. Leider mussten wir sie beleidigen, aber wir schafften es beide nicht, die Vorspeisen zu essen. Von da an fragte sie immer was wir gerne hätten bzw. ob uns dies oder das schmecken würde.
Am ersten Nachmittag machten wir trotz des windigen, kalten Wetters und des leichten Nieselregens  einen längeren Spaziergang in die schöne Umgebung.
Die Abende verbrachten wir immer Karten spielend in der warmen Küche bei Tee bzw. Bier. Es war sehr gemütlich, obwohl ich jeden Abend haushoch verlor : (.
Am zweiten Tag, das Wetter war immer noch wechselhaft und kalt, fuhr uns der Hausherr zu verschieden Kulturstätten und einem Museum in der Gegend. Die Fahrt war etwas mühsam, das Gefährt, eine Art Jeep, hatte seine guten Tage längst hinter sich und begann kurz nach der Abfahrt zu scheppern. Der Fahrer blieb immer wieder stehen, schaute in den Motor, telefonierte, aber die Geräusche blieben. So mussten wir nach Kosch Agatsch fahren, dort wurde das Gefährt gegen einen Toyota Kombi getauscht und weiter ging es. Unser Gastgeber versuchte, uns die verschiedenen Kulturstätten und Kraftplätze zu erklären, verstanden habe ich leider bei Weitem nicht alles. Es war trotzdem interessant, wir hatten ja bereits im Vorfeld einiges darüber gelesen.
Auf der Rückfahrt wurden die Autos wieder getauscht und wir fuhren mit dem geräuschvollen Jeep in Richtung Tschagan Usun zurück. 2 km davor blieb das Auto dann aber endgültig stehen. Der Fahrer telefonierte wieder und fünf Minuten später kam ein anderes Auto mit einem Benzinkanister und weiter ging es. Für uns war die Autofahrt ein Erlebnis, für die Leute dort ist das, glaube ich, einfach "normalno".
Am nächsten Tag war das Wetter wieder schön, aber noch kühl. Eigentlich wollten wir mit einem geländegängigen Auto zum Epizentrum des schweren Erdbebens von 2003 fahren, um von dort aus zu wandern. Wir hatten aber nur einen PKW zur Verfügung, für den der direkte Weg dorthin unmöglich war, also fuhren wir einen Umweg. Von dort aus machten wir eine wunderbare Wanderung, rund um uns gab es schneebedeckte, hohe Berge, frisch "angezuckert" vom Schneefall am Vortag. Auch gibt es in dieser Gegend keine Schlangen, da es dafür hier angeblich zu salzig ist, dafür sahen wir viele Kamele.
Wir wanderten fünf Stunden über Bergrücken, lagen in der Sonne, es war ein wunderbarer Tag.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,4 hatte ein ganzes Dorf zerstört, wir sahen riesige Sprünge im Erdreich auf den Bergrücken und ein ganzer Hang war abgebrochen und abgerutscht.
Die Bewohner des Dorfes waren umgesiedelt worden, es waren für sie neue Häuser, eine Schule und Geschäfte ungefähr 50 km entfernt gebaut worden, trotzdem bewohnen noch ca. 100 Menschen den trostlosen Ort.

Am 24.08. war es dann soweit, wir mussten Sibirien nach sechs Wochen verlassen und der Hausherr fuhr uns nach Taschanta, dem Grenzort zur Mongolei.
Dort versuchte er für uns ein Auto zu finden, das uns in die Mongolei, möglichst nach Ölgij, mitnehmen könnte. Es gibt kaum Autos auf dieser Strecke, nur auf Grund des billigen Benzins kommen einige Mongolen nach Taschanta. Einer davon nahm uns dann die 20km von der russischen bis zur mongolischen Grenze mit.
Insgesamt mussten wir 6x unsere Pässe vorzeigen, das gesamte Gepäck wurde an beiden Grenzstationen geröngt und an der mongolischen Grenze wurden von uns Fingerprints genommen (bis 01.01.2016 brauchte man als Österreicher für die Mongolei nicht einmal ein Visum).
Das Ganze dauerte drei Stunden, inkludiert ist aber eine Stunde in der Sonne liegen, da die mongolischen Grenzbeamten bis 15:00 Uhr Mittagspause hatten.
Dann hatten wir es endlich geschafft, wir waren in der Mongolei. Herrliches Wetter, schöne Umgebung, ein paar kleine Häuschen, Staubstraße und weit und breit kein Fahrzug, das uns  die 100 km nach Ölgij hätte bringen können. Wir hatten trotzdem keinen Bedenken, irgendwie war es bisher immer weitergegangen und zur Not würden wir eben hier zelten.
Nach etwa einer halben Stunde kamen zwei Männer und wollten wissen woher wir kommen, was wir vorhaben... Einer holte dann ein Auto, das allerdings total vollgepackt war, auch auf dem Dach war alles voll Gepäck. Mit diesem Auto könnten wir beide für € 17,-- die 100km nach Ölgij mitfahren, meinte der Fahrer, das Gepäck von der Rückbank werde hier abgeladen und unsere großen Rucksäcke noch zum Rest auf das Dach gebunden.
Vor der Abfahrt konnten wir noch ein paar Momos essen und Milchtee trinken, dann stiegen wir ins Auto. Auf der Rückbank lag noch eine Kiste mit Lebensmittel und es stieg noch eine Frau ein. Josef wollte sich vorne hinsetzen, wurde aber von einer anderen Frau, die ebenfalls mitfahren wollte, zurück auf die Rückbank geschickt. Ok, also zu fünft mit all dem Gepäck und den Rucksäcken zwischen den Beinen,... Aber dann kam noch ein junger Mann und klemmte sich vorne zwischen Fahrer und Beifahrerin und los ging die Fahrt auf staubigen Wegen (die "Hauptstaubstraße" war zu rumpelig),  daher konnten wir die Fenster auch nicht öffnen, es kam auch so genug Staub in das Innere des Autos, in dem es schön warm wurde ; ). 40 km vor Ölgij gab es dann noch eine Klopause (kein Graben, kein Busch...) und eine große Flasche Bier für die Mitfahrer und für den Fahrer Saft. Als Gläser wurden einfach kleine Plastikflaschen auseinander geschnitten und im Anschluss weggeworfen (!), aber nicht von uns, was Verwunderung hervorrief. Anders als in Russland liegt hier leider überall Müll herum.
In Ölgij angekommen, fanden wir eine Unterkunft mit Dusche und Toilette im Zimmer, der Preis dafür beträgt allerdings auch € 45,-- pro Nacht incl. Frühstück.
Hier wollen wir drei Nächte bleiben und danach soll es für fünf Nächte in die Natur gehen.







Tschagan Usun



Typische Dorfansicht mit Toilette



Wanderung in die Umgebung von Tschagan Usun









"Little Stonehenge"



Traumhafte Bergwelt rund um Beltir


























Donnerstag, 25. August 2016

Drei Tage in Aktash


Am 18.08.2016 ließ sich Josef mit einem Taxi außerhalb des Ortes Aktash fahren und bestieg einen 3000er, während ich mir einen gemütlichen Tag machen wollte mit Zeit zum Schreiben, Lesen, Wäsche waschen und spazieren gehen.
Am frühen Nachmittag kam aber ein junges Pärchen aus Novosibirsk und fragte mich, ob ich ich zum „Mars“ mitfahren möchte. „Mars 1+2“ ist eine kahle Gegend , ca 80 km von Aktash entfernt mit Felsen in Rot- und Gelbtönen. 
Diese Möglichkeit nützte ich natürlich und auf dem Weg dorthin trafen wir auf Josef, der gerade auf dem Rückweg von seiner Bergtour war und dann mit uns kam.
Die Farben der Marslandschaft waren schön, aber die Landschaft allgemein beeindruckte uns mehr und wir beschlossen, im Anschluss an die Zeit in Aktash hierher zu kommen und ein paar Tage in Tschagan Usun zu bleiben.
Am Rückweg nach Aktash zeigten uns die Zwei, wo sie am Vormittag mit den Mountainbikes waren und erzählten, dass die Gegend wunderschön sei.
Wie ließen uns am nächsten Tag dorthin fahren und es war wirklich eine sehr schöne Wanderungen. Schlangen sahen wir auch hier, wie bisher auf jeder Wanderung im Altai, aber da wir einen Weg hatten, konnte man gut aufpassen.
Am Abend, wir waren gerade dabei, uns unser Abendessen zu richten, stand plötzlich ein anderer Tourist aus Sibirien vor mir und drückte mir eine Riesentomate und ein Glas Honig in die Hand und sagte,dass diese Dinge aus dem Altaigebiet stammen und er hoffe, dass sie uns schmecken werden.
Am nächsten Abend bekamen wir von ihm noch einen Teller voll geräucherten Fisch und Vollkornbrot dazu. Josef taufte ihn daraufhin „Unser Nahversorger“.
Am letzten Tag in Aktash war Josef am Vormittag wieder alleine auf den Bergen unterwegs und am frühen Nachmittag fuhren wir zum Geysir-See und wanderten dort herum. Der See war schön, aber während wir dort waren, nicht aktiv.

Obwohl es hier „viele“ Touristen (russische) gibt, findet man kein Restaurant, nur zwei kleine Cafés, da die Mehrzahl der Besucher selbst kocht bzw. mit Vorliebe grillt. Vor dem Hotel standen mehrere Grillplätze und eine Küche in einer Jurte zur Verfügung, wir hatten im Nebenhaus ebenfalls eine eigene Küche. 

Zwei Pärchen erzählten uns, dass sie früher ihren Sommerurlaub in Europa verbracht hatten, sich nun aber wegen des schlechten Wechselkurses Europa nicht mehr leisten können und daher Urlaub in Sibirien machen.





Josef auf seinem 3000er




Nicht nur Josef hat den Aufstieg geschafft ; )





aufgelassenes Bergwerk





gelber Mohn - Flora wie zu Hause






 Man kann ihn wirklich nicht alleine lassen!


"Mars"



Fluss Taschantika



"Herbstwanderung"















 Geysir See



Altai



Wandern im russischen Altaigebirge


Da das Altaigebirge ein riesiges Gebiet umfasst, gilt der folgende Erfahrungsbericht nur für jene Gebiete, welche wir bereist und ein wenig bewandert haben. Es sind dies die Gebiete im Bereich des Teletskoje Sees, die unmittelbare Umgebung von Aktash und die regionalen Gebirgsketten in der Nähe von Tschagan Usun.

Allgemein kann man sagen, dass es nicht möglich ist, ein Wanderkartenmaterial mit einem genügend kleinen Maßstab zu bekommen. Eine „Wanderkarte“ im Maßstab 1:200 000 des gesamten Altaigebiets bekamen wir in einer Buchhandlung in Gorno Altaisk zu kaufen. Als Wanderkarte im Prinzip ungeeignet, doch besser als gar nichts.
Es gibt im Prinzip keine Wege oder Steige, so wie wir sie in den Alpen gewohnt sind, Markierungen fehlen zur Gänze und es gibt auch keinerlei Wegweiser, welche einem einen Hinweis geben könnten. 
Schutzhütten oder ähnliches gibt es zumindest in den Vorgebirgen auch nicht, man muss im Zelt übernachten. 

Im Flusstal zwischen Teletskoje See und Ulagan  sowie  zwischen Ulagan und Aktash konnten wir also  keine Wanderwege entdecken. Will man eine Wanderung durchführen oder einen bestimmten Gipfel auf eigene Faust besteigen, so muss man sich den Weg selber suchen. Dies ist jedoch hier aufgrund der Vegetation und Topografie praktisch unmöglich, da man sich kaum durch das dichte Gestrüpp kämpfen kann. Außerdem gibt  es sehr viele Schlangen ( giftig oder nicht haben wir nicht herausfinden können) und daher vergeht einem auch die Lust abseits zu gehen. 
Steige gibt es nur dorthin, wo landschaftliche oder kulturelle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen sind, wie Wasserfälle, Ausgrabungsstätten usw.
Manchmal gibt es eine Art Forststraße, man kann jedoch nie sagen, wann und wo diese endet oder hinführt. 

Auskunft über mögliche Bergtouren sind sehr schwer zu bekommen, wir konnten in Aktash keine zuverlässigen Informationen bekommen. Fremdenverkehrsbüros wie bei uns gibt es hier nicht.
Auf unserer Wanderkarte ist ein Forstweg eingezeichnet, welchen ich einfach entlang gegangen bin. Dieser Weg führte mich vom Tal (1600 Hm)  aus überraschend auf einen Gipfel in 3130 Hm. Auf halber Höhe  war ein aufgelassenes Bergwerk und knapp unterhalb des Gipfels zierte ein Sendemast die Landschaft. Am Gipfel traf ich dann doch einige Naturfreunde, welche jedoch statt zu Fuß mit dem Auto den Gipfel erklommen hatten.  

Ein anderes Mal hatte ich weniger Glück, ich wollte wieder einen, in der Karte eingezeichneten Steig benutzen um so zu einem See zu gelangen. Nach ca. 2 km war der Weg jedoch zu Ende, ein breiter Gletscherbach verhinderte ein Weiterkommen. Ich änderte mein Ziel und wollte über einen Bergrücken in ein Hochtal gelangen, jedoch bereits 10 Minuten später kreuzte eine lange Schlange meinen Weg und beendete damit frühzeitig meine Lust weiterzuwandern. 

Von anderen Touristen haben wir erfahren, dass es in Kurai Möglichkeiten gibt, geführt, mit einem Jeep für gutes Geld  ca. 50 km weit bis zu einem Gletscherrand zu fahren. Wir haben dies nicht gemacht und daher kann ich auch keine zuverlässigen Angaben dazu machen. 

Ganz anders ist die Situation ca. 50 km südlich von Aktash. Hier beginnt die Steppe von ca. 100 km Länge und 30 km Breite, welche sich bis in die Mongolei zieht. Links der Steppe 3000er und rechts der Steppe ein Gebirgszug mit einigen schneebedeckten 4000er. 
Herrliche Landschaft, in die Täler führt meist eine Staubpiste, von wo man dann in mäßiger Steigung bis zur Schneegrenze auf ca. 3500m wandern kann. Keine Schlangen, kein Wald, kein Dickicht, dafür Kamele und freie Sicht auf die 4000er. 

 

Samstag, 20. August 2016

Die ersten abenteuerlichen Tage


Am 13.08.2016 fuhren wir von Gorno Altaisk nach Artybash am Teleskojesee. 
Zufällig hatten wir zwei Tage vorher am Busbahnhof einen Taxifahrer getroffen, der uns für den Buspreis mit dem Taxi dorthin bringen wollte, gemeinsam mit zwei Lehrerinnen aus Bijsk, die aber leider auch kein Englisch sprachen. Er hatte uns versprochen, er würde uns zeigen, wo es die besten Blinis (ähnlich unseren Palatschinken) gibt.
Ca 40 km vor Artybash hielten wir am Straßenrand und bekamen wirklich die besten Blinis, gefüllt mit dicker, süßer Sahne und gemischten Beeren aus dem Wald. Schade, dass wir bereits gefrühstückt hatten…
In Artybash handelte der Taxifahrer für uns für den nächsten Tag einen guten Preis für die Bootsfahrt aus, wir bezahlten € 42,— anstatt € 70,— (diesen Preis hatte uns eine Dame der Touristeninfo in Gorno Altaisk genannt).
Da die zwei Lehrerinnen auch zelten wollten, wurden wir an einem Campingplatz, direkt am Wasser gebracht. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, wurden wir gleich von unseren zwei Mitfahrerinnen zum Tee einer Jause eingeladen. Da bemerkte Josef, dass er seine Fototasche mit einer Batterie im Taxi vergessen hatte. Glücklicherweise hatten eine der Damen die Telefonnummer unseres Taxifahrers und dieser kam wirklich nochmals zurück und brachte Josef die Tasche. Das kostete mich eine Packung Mozartkugeln.
Am Abend waren wir in einer kleinen Hütte Fisch essen (Charius aus dem See).
Danach gab es noch Lagerfeuer vor dem Zelt, die zwei Nachbarinnen sangen für uns russische Volkslieder und der Himmel war sternenklar, es war fast kitschig.

Am Campingplatz vor fast jedem Zelt, aber auch sonst überall an Flüssen und Seen gibt es jede Menge Feuerstellen, die Russen (und ich auch) lieben anscheinend das Feuer.  
Es wird darauf gekocht oder einfach nur daneben gesessen, getrunken…
Zum Anzünden gibt es nichts besseres als dünne Birkenrinde, diese brennt hervorragend, auch in feuchtem Zustand.

Am nächsten Morgen war es dann aber vorbei mit der Idylle. Es begann zu regnen und es war kühl.
Mit dem Boot fuhren wir in ca 3 Stunden mit einer kurzen Rast bei einem Wasserfall an das 80 km entfernte Südende des Sees. Der Strand dort war nicht besonders schön, der Weg dreckig und glitschig und die Tourbasa war alles andere als einladend. Überall Schlamm und verrostete Autos. Ein Kettenhund bellte furchterregend und eine englischsprechend(!)  Frau erklärte uns, dass es keine andere Unterkunft gäbe, auch kein Geschäft, kein Restaurant und kein Auto, das uns in das nächste, 8 km entfernten, Dörfchen bringen könne. Wie und ob wir von hier nach Arktash kommen können, war uns auch nicht klar. 
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mehr, was wir  hier wollten, eigentlich wollte ich sofort wieder zurück… Aber dann dachte ich mir, wenn ich mich bei den ersten kleinen Schwierigkeiten schon so anstelle, dann wäre es besser gewesen, ich wäre zu Hause geblieben.
Also nahmen wir uns eine der kleinen Holzhütten mit zwei Betten ohne Matratzen, glücklicherweise hatten wir ja unsere Luftmatratzen, und machten uns auf den Weg in Richtung Dorf.
Die Gegend war dann aber trotz des leichten Regens wunderschön und nach ca 5 Kilometern nahm uns ein junger Mann in einem alten russischen Fahrzeug, dass für diese Wegverhältnisse bestens geeignet ist, mit. Wir erklärten ihm, dass wir ein Geschäft suchten und ein Fahrzeug für den nächsten Tag bräuchten. Und wir hatten wieder Glück, er brachte uns zu einem Geschäft, wartete eine Stunde auf uns, damit wir durch das Dorf spazieren konnten, brachte uns wieder zurück und versprach, uns am nächsten Tag um 11:00 Uhr abzuholen und uns zu einem 40 km entfernten Ort zu bringen, wo es mehrere Tourbasas und auch Wandermöglichkeiten gäbe.
Juhuu, dieser Tag und auch die nächsten waren wieder gerettet! Wir machten uns ein Lagerfeuer, jausneten und danach gab es sogar für eine Stunde Strom wir konnten Kartenspielen. 

Eine Tourbasa ist ein Camp aus kleinen und größeren Holzhütten für zwei bis 8 Personen (ca € 7,- 9,- pro Person). Oft gibt es ein Café oder ein kleines Restaurant und ein kleines Geschäft, in dem man die wichtigsten Dinge, wie Brot, Wasser Bier und Wodka… kaufen kann.
Die Toilette ist ebenfalls ein Holzhäuschen mit einem Loch im Boden. Besonders bei Hitze bzw. morgens auf nüchternem Magen ist die Benützung eine Herausforderung. Hier hat sich eine abgeschnittene, große Plastikflasche sehr bewährt ; ).
Als Waschstelle gibt es einen See oder Fluss aber auch eine russische Banja (Sauna), die mit Holz beheizt wird. Diese besteht aus drei kleinen Räumen. Der erste, kühle Raum dient als Garderobe. Im zweiten Raum steht ein großer Kaltwasserbehälter und es gibt einen Wasserhahn, aus dem heißes bis kochendes Wasser herauskommt (dieses heiße Wasser kommt aus einem Kessel über den heißen Steinen in der Sauna). Mit Schöpfkellen mischt man sich in Schüsseln sein warmes Wasser und schüttet es sich über den Körper, wäscht sich sauber und begibt sich in die eigentliche Sauna. Normalerweise schlägt man sich dort noch mit Ästen auf den Körper um die Blutzirkulation anzuregen und gießt mit Wasser, das man evt. mit Kräutern duftend gemacht hat, auf.  Im Anschluss bespritzt man sich mit kalten Wasser, vorzugsweise am See bzw. Fluss bzw. taucht ein. Diese Prozedur wird, je nach Wunsch, einige Male wiederholt.
Nach einer anstrengenden Wanderung aber auch sonst eine Wohltat!

Am nächsten Morgen war der Junge wirklich um 11:00 Uhr da und brachte uns zu einer netten Tourbasa. Da es gleich daneben in einer weiteren Tourbasa ein kleines Restaurant gab, waren wir dort Mittagessen und lernten eine Gruppe von ca 20 MoskauerInnen kennen. Es waren hauptsächlich junge Leute, die sich vom Yoga kennen und einmal jährlich eine gemeinsame Reise unternehmen. Beinahe alle sprachen gut englisch und war angenehm, sich wieder einmal richtig unterhalten zu können. Für den nächsten Tag hatten sie eine Tagestour zu einem, angeblich besonders schönen, Wasserfall geplant und luden uns ein, mitzukommen. Sie hatten ein riesiges Fahrzeug und zwei Führer dabei und wir hatten so die Möglichkeit, eine Tour zu machen, die wir alleine nicht gefunden hätten.
Am Nachmittag gingen wir noch den kurzen, steilen Weg zu den „Pilzsteinen“. Dafür muss man den Fluss überqueren und wir wissen jetzt auch, warum es dort keine Brücke gibt. Eine Fahrt (hin und zurück) kostet nämlich € 7,— für max. 4 Personen, dauert ca 30 Sekunden und es gibt sehr viele Leute (russ. Touristen), die zu den Pilzsteinen wollen. Das gleiche gilt ein paar Kilometer weiter am Weg zum Wasserfall.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der Gruppe zum Ausgangspunkt und wanderten in einer wunderschönen Gegend auf einem total anstrengenden Weg ständig auf und ab über große Steine, an einem steilen Hang (nicht so gut bei meiner Höhenangst) 8 km hin und 8 km zurück. Der Wasserfall war dann aber wirklich beeindruckend und Josef badete sogar kurz in dem kalten Wasser. 
Wir waren nach der Tour aber wieder einer Meinung, trotz der netten Leute, eine Gruppenreise ist nichts für uns. Wir möchten einfach unabhängig sein, auch wenn das Nachteile mit sich bringt. Wir müssen uns alles selbst organisieren… aber es gibt immer wieder nette Leute, die uns Tipps geben und uns weiterhelfen.
Am Mittwoch fuhren wir dann, wieder mit dem jungen Fahrer, diesmal aber mit einem Lada ohne Allrad, nach Arktash. Er holte uns um 10:00 Uhr ab, die Strecke war weit (150 km) und schwierig. Zuerst mussten wir auf einer sehr schlechten Straße von 700 hm auf 2400 hm hinauf. Einmal mussten wir die Kupplung auskühlen lassen und einen km zu Fuß gehen. Während der 6 Stunden nach Arktash brauchte das Auto noch eine Ruhepausen und Wasser und Öl, die Reifen immer wieder Luft, aber wir schafften den Weg. Die Landschaft war großartig. Teilweise gab es unendliche Lärchenwälder. (Robert, das wär für dich ein Paradies im Herbst!!!)
Auch das schneebedeckte, über 4000m hohe Beluchagebirge, konnten wir sehen.
Und in Arktash, einem kleinen Ort, brachte uns der Fahrer zu einem netten Hotel mit Zimmer incl. Dusche und WC (!) und einer Gemeinschaftsküche, herrlich ( € 40,- ohne Frühstück). Hier wollen wir nun ein paar Tage bleiben und einiges unternehmen.



Abschied von unserer Wohnung in Gorno Altaisk



Blinis am Weg nach Artybash



Ein kleiner Wasserfall auf dem Weg zur "Südsee"



"Südeseestrand"



 Dorf 8 km vom Strand



Lagerfeuer in unserer ersten Tourbasa



Unsere Häuschen



See









Unsere Unterkunft in der zweiten Tourbasa



Auf dem Weg zu den Steinpilzen



Steinpilz mit Josef






Weg zum Wasserfall


Wasserfall - Wanderung mit der Yogagruppe



Straße nach Arktash



Nach der steilen Straße haben wir den höchsten Punkt erreicht