Mongolei - meine Zusammenfassung
Das war sie also die Mongolei. Schwierig zu bereisen schien mir, als ich mich zu Hause auf die Mongolei mithilfe Reiseführer und Internet darauf vorbereitete. Nicht leichter machten es mir die widersprüchlichen Informationen, welche ich im Netz erhalten hatte und, wie sich im Nachhinein herausstellte, die vielen falschen Infos, welche in unserem Mongolei-Reiseführer niedergeschrieben stehen, wunderlich dieses "individuelle Handbuch zum Entdecken“. Schwieriger waren die Planungen auch deshalb, da wir unbedingt in der Westmongolei einreisen wollten. Dort wo die Mongolei am schönsten und abseits der üblichen Touristenrouten sein soll. Sind doch auch die Berge ein wichtiger Teil meiner Welt, so gibt es sie hier in einer großen Dichte und dazu noch über 4000 Meter hoch.
Nachteil - weite 1800 km Staubstraße entfernt von Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, wo wir aber unbedingt hinmussten, da wir von dort unsere Weiterreise mit dem Zug nach Peking geplant und gebucht hatten.
Mit Öffis nach Ulan Bator zu kommen ist kaum machbar, mit dem Taxi zu teuer und außerdem 6 Tage nur im Auto zu sitzen war nicht unsere Absicht. Mit dem Flugzeug schien es am Anfang auch ungewiss, da die Flüge laut Reiseführer, Internet und der mongolischen Botschaft oft ausgebucht sein sollen und auch für unser Reisebudget zu teuer - die Rede war von ca. 400€ pro Person.
Da wir jedoch, um überhaupt das Visum zu erhalten, der mongolischen Botschaft ein Flugticket nachweisen mussten, suchte Renate bereits im Frühjahr im Internet und fand wirklich einen günstigen Flug um 100€ pro Person von Khovd nach Ulan Bator, welcher sofort gebucht wurde.
Damit stand nun die Dauer unseres Aufenthaltes von 2 Wochen in der Westmongolei fest, auch wenn es uns dort wider Erwarten nicht gefallen sollte. Das ist jedoch alles Geschichte. Wie bereits in den vorigen Blogs berichtet, war es das Risiko auf alle Fälle Wert im Westen einzureisen, wunderschön und in Kombination mit einigen Tagen im russischen Teil des Altaigebirges geradezu ideal.
Auch wenn es doch oft anstrengend, mühsam, meist meilenweit von einem gewissen Komfort entfernt war und man sich bei der Auswahl des Tourenveranstalters vor Ort auf sein Glück verlassen musste, war es im Nachhinein weniger schwierig und kostenintensiv individuell den Westen und die Mongolei insgesamt zu bereisen, als befürchtet.
Am 7.9.2016 verließen wir dann wie geplant mittels Flugzeug den Westen der Mongolei, von Khovd nach Ulan Bator. Von der muslimisch geprägten Kultur in die vorwiegend buddhistische Welt der Mongolei. Von den hohen Bergen in eine sanfter geformte Landschaft.
Auch hier zeigen sich die Menschen den Touristen gegenüber eher zurückhaltend, keine übertriebene Freundlichkeit sondern, wie ich es empfand, eine Art tiefe Bescheidenheit, geprägt vom buddhistischen Glauben und der einfachen Lebensweise der meisten Bewohner des Landes. Haben doch viele auch jener in der Millionenstadt lebenden Menschen ihre Wurzeln am Land, aufgewachsen im Sommer als auch in der lebensfeindlichen Winterzeit in einer einfachen Jurte.
Komfort kann man heute, wie berichtet, in Ulan Bator genießen - saubere Unterkünfte, warme Dusche, relativ gutes Essen, gemütliche Cafehäuser - aber auch Hektik, Lärm, Stau und alles was so dazugehört zu einer Millionenstadt. Nicht schön ist die Stadt, jedoch wir brauchten sie zum Entspannen, Erholen und Kraft tanken für die geplante Tour in die Wüste Gobi und danach für die Weiterreise ins uns völlig unbekannte China.
Zuerst jedoch in die Wüste, 6 Tage waren geplant. Keine außergewöhnliche Route haben wir gewählt, keine Strecke abseits der üblich angebotenen Touren - Stadt Dalandzadgad, Geierschlucht, Khangorin Els ( Sanddünen ), Bajandsag (Steinformationen aus roten Sandstein und Dinosaurier Fossilienfunde) Ongij Kloster - und als krönenden Abschluss nach Karakorum mit dem Kloster Erdende Zum, welches nördlich der Wüste in den Highlands liegt.
Eine Rundreise von 1700 km insgesamt, davon die ersten 550 km mit dem öffentlichen Bus und danach weiter mit unserer jungen Reiseführerin Maaniidaarii und unserem Driver Tschocker. Maaniidaarii war jedoch nicht nur unser Guide, sondern auch unsere Köchin. Eigentlich mehr Köchin als Guide, da sie nur sehr spärlich englisch sprach, aber dafür hervorragend unser, vorher im Supermarkt gekauftes, Rohmaterial in warmes Essen verwandelte.
An das Schlafen in den Jurten auf den harten „ Matratzen" ( da kann man noch so viele übereinanderlegen - die Unterlage bleibt hart ) sollte man sich gewöhnen, heißt es. Mir ist es nicht gelungen und wenn ich doch einmal gut schlafen konnte, habe ich vorher mindestens ein Bier zuviel getrunken.
Über die Wüste selber kann ich nicht viel schreiben, Wüste eben - Sand, Felsen, Steine aber auch gar nicht so selten grüne Steppe, von der die vielen hier lebenden Kamele ihre Nahrung beziehen. Warm am Tag, sehr kalt in der Nacht um diese Jahreszeit Mitte September.
Nur einen kleinen Teil der Wüste haben wir gesehen, ist sie doch ca. 4 mal so groß wie Deutschland und damit so groß als die Mongolei selbst, da ein großer Teil der Gobi auch nach China reicht.
Der Weg war das Ziel, endlose Weiten durchzogen von schmalen, aber langen Gebirgszügen, dann wieder Halbwüste, ein Fluss, der wenige Kilometer weiter sein Ende im Sand findet, hohe Sanddünen, welche 200 km lang aber obwohl nicht breit, ein fast unüberwindbares Hindernis für Geländefahrzeug und Mensch darstellen. Auch ein Klostertal besuchten wir, wo die Tempel jedoch in den 1930er Jahren, wie in fast allen Klöstern der Mongolei, unter kommunistischer Herrschaft zerstört wurden und ein Großteil der in Frieden lebenden Mönche ihr Leben verloren. Ein trauriger Ort in ansonsten traumhafter Landschaft.
Kurzfristig änderten wir hier unsere Route. Nicht wie ursprünglich geplant von hier aus wieder nach Dalandzadgad zurückzukehren, beschlossen wir nun über Karakorum nach Ulan Bator zu fahren.
Waren wir schon in Moskau nicht im Kreml ( was uns die Bezeichnung „ komische Leute“ einbrachte), so nutzten wir nun die Möglichkeit den kulturellen Höhepunkt der Mongolei zu besichtigen, jenen Ort, welchen Chingis Khan damals als Hauptstadt ausgewählt hatte.
Von der damaligen Hauptstadt im 13. Jahrhundert ist nichts mehr zu sehen, jedoch befindet sich hier mit dem Klostergelände Erdene Zuu ein weiterer Höhepunkt, denn von hier aus wurde der tibetische Buddhismus in der Mongolei verbreitet.
Noch sind die Erinnerungen an die Mongolei frisch, ich sitze seit 6 Stunden im Zug nach Peking und versuche mit kurzen Worten das Erlebte niederzuschreiben. Viele „ Westler“ belagern den Speisewagen, die meisten sitzen schon seit vielen Tagen und Nächten im Zug mit dem Ziel, die Transib von Moskau nach Peking so richtig auszukosten. Der Reiz mit der Transib unterwegs zu sein weckt nostalgische Gefühle und scheint immer noch sehr beliebt zu sein. Zwei Deutsche sind überhaupt schon in Berlin mit der Eisenbahn gestartet. Über 11.000 km bis hierher - der Vater und Großvater müssen Eisenbahner gewesen sein - nur so kann ich es mir erklären.
Ausgelassene Stimmung im jetzt immer voller werdenden Speisewagen, es wird getrunken, geraucht (!) und gelacht. Und plötzlich kommt mir die Fritztalstube in den Sinn. Ohrwürmer der 70er befüllen den Speisewaggon, Musik aus der Musikbox der Fritztalstube, mein zweites Zuhause in der Jugendzeit. Ich fühle mich richtig jung. Und doch hat sich anscheinend was grundlegend geändert. Vor mir steht ein Glas Orangensaft, das wäre mir in der Fritztalstube früher sicher niemals passiert.
Mongolei von oben
auf dem Flug von Khovd nach UB