Montag, 3. Oktober 2016

Die erste Woche in China


Am 22.09.2016 fuhren wir mit der Transmongolischen Eisenbahn von Ulan-Bator nach Peking.
Im Abteil hatten wir wieder Glück mit den Mitreisenden, ein junges Paar aus Brasilien, das seit zwei Jahren in Paris arbeitet. Von ihnen bekamen wir viele Tipps für besuchenswerte Orte in Südamerika, für unser nächstes Reisejahr ; ).
Die Fahrt verlief angenehm, nur die Wartezeiten an der mongolischen und vor allem chinesischen Grenze zogen sich in die Länge, da auf Grund der veränderten Gleisbreite in China die Spur angepasst werden muss. Dazu wurde der Waggon mittels Kompressor in die Höhe gehievt und das Fahrgestell ausgetauscht. Während dieser 6 Stunden durfte man die Toilette nicht besuchen.
Der Speisewaggon wird in jedem Land getauscht und so saßen wir in der Früh in einem chinesischen Wagen und  unser Frühstück wurde mit Stäbchen serviert.
Bei der langen Einfahrt des Zuges in die chinesische Hauptstadt bekamen wir einen ersten Eindruck von der Größe der Stadt. 
Für eine Woche hatte ich ein Zimmer im Beijing Saga Youth Hostel reserviert. Dieses Haus befindet sich in einem Hutong (= Gassen, alte Häuser in der Altstadt), die Zimmer sind ok, wir hatten eines (€ 26,—) mit eigenem Bad und Toilette und es gibt ein Restaurant mit täglich wechselnden Angeboten und vernünftigen Preisen. Auf der einfachen Dachterrasse kann man ebenfalls einen Kaffe oder ein Bierchen genießen (tägl. Happy hour zw. 18:00 und 20:00 = offenes Bier zum halben Preis).
Gleich am ersten Abend gab es eine „Dumplingparty“, wir durften die Teigtaschen mit zwei verschiedenen Füllungen selbst herstellen und natürlich auch verspeisen.
Sehenswürdigkeiten gibt es sehr viele in Peking.
Am Sonntag waren wir am Tiananmen-Platz, dem größte Platz der Welt. 
Bevor man hineinkommt, muss man eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen passieren. Das war an diesem Tag kein Problem, wir mussten nicht lange warten. Fünf Tage später aber, am Weg zur Verbotenen Stadt, wartete ich 40 Minuten in einer riesigen Menschenmenge nur auf den Einlass zum Platz. Und mein Weg war nicht der einzige, diese Warteschlangen gab es auf allen Straßen zum Platz.
Der Platz ist sehr sauber, es gibt keine Bänke, Soldaten sind überall.
Da es jeden Morgen bei Sonnenaufgang und Abend bei Sonnenuntergang eine Fahnenzeremonie gibt, warteten wir wie sehr viele Chinesen darauf. Bereits Stunden davor saßen Leute am Boden vor der Absperrung rund um die chinesische Fahne. Bevor das Spektakel begann, wurde vor den Leuten von einem Müllmann der Boden noch von Zigarettenstummel u.ä. gereinigt. Dann wurde die Straße gesperrt und Soldaten marschierten in 75 cm Schritten zur und um die Fahne um sie dann abzunehmen. Musik gab es keine. Eigentlich verstehe ich überhaupt nicht, warum zweimal täglich so eine Menschenmenge auf diese Aktion wartet.
Gleich nachdem die Fahne weggebracht worden war, räumten die Soldaten den Platz, auch mit Fahrzeugen wurden die Menschenmassen vertrieben, wie eine Herde Vieh.
Der Verkehr ist für Fußgänger eine Herausforderung. Auch bei einer grünen Fußgängerampel muss man achten, ob nicht Fahrzeuge auch grün haben, diese haben nämlich in jedem Falle Vorrang. Fahrräder gibt es nicht mehr besonders viele, aber E-Mopeds. Besonders am Abend ist Vorsicht geboten, da es besonders in den Hutgongs kaum Straßenbeleuchtung gibt und diese Zweiräder ebenfalls meist ohne Licht und sehr leise unterwegs sind und die Gehwege befahren, sofern diese nicht verparkt sind.
Das U-Bahnnetz ist gut ausgebaut, sehr sauber und sicher, auch hier gibt es bei jedem Zutritt Sicherheitskontrollen. Die Fahrten sind günstig und kosten zwischen 40 und 80 Cent. Man kauft für 3 Euro eine Karte die man jederzeit nachladen kann.
Im Reiseführer hatte Josef gelesen, dass in China alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann und sogar das, was normalerweise nicht schiefgehen kann.
Bisher hatte allerdings alles funktioniert.
Am Montag wollten wir die Visa für Indien beantragen und Josef wollte sich die zweite Hepatitis-Impfung holen, für die es zu Hause schon zu spät gewesen war. Im Hostel schrieb uns eine Mitarbeiterin die Adresse der indischen Botschaft auf und ebenfalls die 
U-Bahnstation, an welcher wir aussteigen sollten. An der Station angekommen, fragten wir verschiedene Leute, in welche Richtung wir gehen sollen. Die Leute lehnen entweder von vornherein jede Auskunft ab, weil sie kein Englisch sprechen, oder sie sind unheimlich hilfsbereit, suchen am Handy den Weg bzw. versuchen mit dem Übersetzungsprogramm zu kommunizieren.
Nach langem vergeblichen Hin- und Herirren fanden wir den weiten Weg zum Botschaftsviertel und die Indische Botschaft. Der Inder am Eingang war sehr freundlich, sagte uns aber, die Visa werden nicht mehr hier ausgestellt, sondern an einer anderen Stelle in Peking. Er schrieb uns die Adresse auf chinesisch auf und wir nahmen uns gleich ein Taxi. Dort angekommen erfuhren wir, dass es mindestens 5-7 Arbeitstage dauern wird, bis das Visum fertig ist, also zu lange für uns. Der Angestellte bot uns zwar an, die Pässe per Kurier an unseren nächsten Ort nachzusenden, ohne Pässe wollten wir aber nicht gerne weiterreisen. Also - Visum werden wir in Bangkok machen lassen, dort werden wir gleich zehn Tage einplanen.
Danach ließen wir uns ein Spital empfehlen, in dem Josef die Impfung bekommen kann. Wieder fuhren wir mit dem Taxi, irrten im Spital durch die Gegend und erfuhren schließlich, dass es in diesem Spital keine Impfungen gibt, wir müssten in ein Spital anderer Klasse. Wieder baten wir um eine Adresse eines Krankenhauses und wollten mit dem Taxi weiterfahren, aber jeder (5) Taxifahrer, dem wir diese Adresse zeigt, lehnte ab, bis heute wissen wir nicht warum. In einem Handygeschäft versuchten wir dann herauszufinden, wo sich dieses KH befindet. Zwei junge Mädchen versuchten mit Übersetzungsprogramm und Wörterbuch herauszufinden, was wir wollen und mit unserer U-Bahn- und Landkarte konnten sie uns schließlich den Weg erklären. Im Spital war es dann wieder schwierig jemanden zu finden, der uns die richtige Station zeigen konnte. Dort angekommen erfuhren wir, dass in diesem KH nur Kinder geimpft werden, da die Regierung für Erwachsene keinen Impfstoff zur Verfügung stellt. Von einer Bediensteten bekamen wir dann die Adresse eines Familienhospitals. Mittlerweile war es später Nachmittag und ich wollte noch im Hostel Zugtickets für Freitag besorgen, also fuhr Josef alleine zum nächsten Spital weiter und ich fuhr mit der U-Bahn zurück ins Hostel. Kurz und gut, Josef ließ sich dann aber dort nicht impfen, da alleine die Arztkosten ohne Impfstoff € 240,— betragen hätten. Er versuchte dann noch ein KH, in dem die Arztkosten nur € 10,— betragen sollten, dort hatten sie jedoch keinen Impfstoff. 
Mein Versuch, Zugkarten zu bekommen, war ebenfalls nicht erfolgreich, ich bekam die Auskunft, alle Züge seien ausgebucht.
Am nächsten Tag wollte ich zum Busbahnhof, Bustickets nach Dalian besorgen, während Josef zur Verbotenen Stadt wollte um zu fotografieren, ich sollte um ca 12:00 Uhr nachkommen.
Mit der Adresse auf chinesisch kam ich an der richtigen U-Bahnstation an, fand auch den Busbahnhof und erfuhr dann allerdings am Schalter, dass dies der falsche Busbahnhof sei. Meine Frage, wo denn der richtige sei, wurde nicht verstanden und ich konnte nur mit Händen und Füßen klar machen, was ich wollte, um endlich eine andere U-Bahnstation gezeigt zu bekommen.
Dort angekommen zeigte mir ein freundlicher Franzose der in China arbeitet, wo sich der riesige Busbahnhof befindet. Hier war es äußerst schwierig, den Ticketschalter zu finden, ein junger Mann aus der inneren Mongolei brachte mich dann hin und fragte am Schalter auch nach, ob dies die richtige Stelle für die Busse nach Dalian sei, damit ich mich nicht umsonst in der langen Schlange anstelle. Ich konnte es gar nicht glauben, endlich richtig zu sein. Dann die Enttäuschung, es gab nur mehr ein Ticket für einen Bus nach Dalian!
Was nun? Ein Flug war zu teuer. Also machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, nachfragen, ob es nicht doch noch zwei Tickets gibt. Der Weg dorthin…
Ein Schalter mit englischsprachiger Angestellten, juhu! Und Tickets gab es auch noch, allerdings nur für den langsamen Zug um 4:40 am Morgen , dieser braucht 14,5 Stunden, alle anderen zwischen 5 und 7 Stunden. Mühsam, aber es hilft nichts ; ). Dafür betrug der Preis nur die Hälfte, € 40,— für uns beide.
Josef war auch nicht in die Verbotene Stadt hinein gekommen, da dazu der Reisepass nötig ist, den ich aber für die Tickets gebraucht hatte.
So beschlossen wir, am Nachmittag den Lamatempel zu besuchen und verschoben den Besuch der Verbotenen Stadt auf Donnerstag.
Am Dienstag waren wir im Kaiserlichen Sommerpalast, unglaublich!!! Ein riesiges Gelände mit beeindruckenden Bauten, Seen, Parks, vielen Tempeln…
Am Mittwoch machten wir eine Wanderung auf der Großen Mauer und stiegen über ca 4000 Treppen und bestiegen sowohl den alten Teil der Mauer, als auch den restaurierten. Das Wetter war herrlich und die Ausblicke großartig.
Am Abend genehmigte ich mir noch eine Massage ganz in der Nähe unseres Hostels, 15 Minuten Schulter- und Nackenmassage während des Fußbades und anschließend 45 Minuten Fußreflexzonenmassage für € 8,--, angenehm aber auch schmerzhaft ; ).
Dann am Donnerstag die Verbotene Stadt, in die man direkt durch das Himmelstor, mit einem großen Mao-Portrait darüber, gelangt. Hier und in den angrenzenden Parks könnte man auch mehrere Tage verbringen.
Besucher, vor allem chinesische, waren unglaublich viele hier, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viel das dann erst nächste Woche, der Goldenen Woche (alle haben Ferien/Urlaub) sein werden.
Viel, aber bei weitem nicht alles haben wir hier an Sehenswürdigkeiten besucht. 
Noch kurz zum chinesischen Essen. Gleich am zweiten Abend haben wir Pekingente gegessen, sehr gut, aber natürlich auch sehr fett.
Viele Dinge, die so an den Straßen verkauft werden, kenne ich nicht, bzw. will ich nicht einmal ansehen. In den Restaurants in Peking gibt es häufig Speisekarten mit Bildern und in vielen Lokalen stehen die Zutaten auch auf englisch dabei, so konnten wir Gerichten mit Magen, Darm usw. noch entkommen. 
Mal sehen, wie es weitergeht.




Dumplingparty im Hostel



Abendstimmung im Hutong



Hutong



Fahnenzeremonie am Tiananmen-Platz



Soldaten der Volksbefreiungsarmee



Sommerpalast






























Große Mauer















Eingang zum Konfuzius-Tempel



Lamatempel












Die Verbotene Stadt












Je mehr Fabelwesen, desto wichtiger ist das Gebäude































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