Donnerstag, 13. Oktober 2016

Von Peking bis Tai´Shan

über Dalian, Yantai und Qingdao 


Nach einer Woche in Peking fuhren wir am 30.09.2016 mit einem langsamen Zug nach Dalian, der angeblich lebenswertesten Stadt in China.
Die Zugfahrt dauerte über 15 Stunden und war für mich echt anstrengend. Durch die Klimaanlagen in den U-Bahnen, in denen ich zu faul war eine Jacke anzuziehen, hatte ich mir wieder eine Verkühlung mit Gliederschmerzen und Fieberblase eingefangen. Die Sitze in den Waggons waren eng, man hatte kaum Platz für die Beine (nicht einmal bei meiner Größe!) und es waren nicht nur die Sitzplätze verkauft worden, sondern auch jede Menge Stehplätze (nun wusste ich auch, wofür die Miniklappstühlchen am Bahnhofsvorplatz verkauft wurden). Der Geruch und der Lärmpegel war also entsprechend ; ).
Wir machten diese Fahrt noch dazu zu Beginn der Goldenen Woche, der allgemeinen Urlaubs - und Ferienwoche in China, in der überall unvorstellbare Menschenmassen unterwegs waren. Tickets für öffentliche Verkehrsmittel und Hotelzimmer müssen für diese Woche einfach weit im voraus gebucht werden.
In Dalian hatten wir ein tolles Hotelzimmer (Kempinksi) für € 103,-- incl. außergewöhnlichem Frühstücksbuffet. Wir wollten in dieser Woche einfach mal entspannen und uns die Sights für die "ruhigere" Zeit sparen. Das schöne Schwimmbad und den Fitnessraum Hotel im konnte ich jedoch auf Grund meiner eigenen Dummheit (Verkühlung) nicht benützen.
Da das Wetter schön war spazierten wir wie viele tausend Chinesen im angrenzendem riesigen Park herum und sahen uns das Viertel mit den alten russischen Gebäuden an.
Die Stadt liegt am Meer und in 40 km Entfernung gibt es eine wunderschöne Gegend mit eindrucksvollen Felsformationen im Meer. Leider hatten wir dafür keine Zeit.
Am 2. Oktober fuhren wir mit der Fähre nach Yantai und am nächsten Tag weiter
nach Qingdao, einer Bier- und Studentenstadt, ebenfalls am Meer gelegen und angeblich  eine der lebenswertesten Städte ganz Asiens.
Hier hatten wir ein sehr einfaches Hostel in zentraler Lage mit einem sehr hilfsbereiten Besitzer, der jedoch nur wenige Worte englisch sprach. Das Hostel kostete auf Grund der Goldenen Woche ohne Frühstück € 35,--.
Ausländische Touristen gibt es in dieser Gegend so gut wie keine. Als wir am ersten Abend nach dem Besuch in einem muslimischen Nudellokal noch ein Bier trinken waren, wurden wir von einem Amerikaner angesprochen, der in Jinan an einer englischsprachigen Schule als Ko-Direktor arbeitet. Es war nett und interessant sich wieder einmal mit jemanden anderen unterhalten zu können.
Am Mittwoch waren wir am Meer, wanderten die Strände entlang und aßen zu Mittag in einem Straßenlokal.
Am Abend suchten wir uns in der "Futterstraße" ein Lokal und warteten einige Zeit auf einen Tisch im Freien. Wie fast immer waren wir bei der Bestellung auf Hilfe angewiesen. Irgendjemand findet sich immer, der entweder etwas englisch spricht oder mit dem Smartphone übersetzt. Wir trauten uns bisher nicht, Fisch zu bestellen, Josef hatte einmal Shrimps, die sehr gut waren, ansonsten bestellten wir eher Gemüse, Rind- und Schweinefleisch und natürlich Reis und Nudeln. Einmal hatten wir gegrillte Lammkeule und Erdnüsse in altem Essig, auch sehr lecker!
Die einzelnen Gerichte werden gebracht, sobald sie fertig sind. Es kann also sein, dass es sich über eine halbe Stunde hinzieht, bis man alles am Tisch hat. Inzwischen wird gegessen, was da ist.
Noch kurz zu den chinesischen Tischsitten: Nach dem Essen sehen nicht nur die Tische, sondern oft auch der Boden rundherum aus, als hätten Tiere gewütet. Die Tische und der Boden sind voll mit Essensresten, Papier,... Das ist vor allem in Straßenlokalen der Fall, aber auch in Restaurants. Das Schmatzen und Rülpsen ist nicht zu überhören, im Vergleich zu den Geräuschen beim Spucken aber erträglich. Gespuckt wird allerdings nicht am Tisch, ansonsten jedoch überall, vereinzelt sogar im Bus.
Am Donnerstag machten wir eine Wanderung am Lao Shan, ein Berg etwa 30 km von Qingdao entfernt. Die Landschaft hier ist wunderbar, einzigartig waren auch die Menschenmassen, die sich über die Stufen hinaufdrängten.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus für drei Nächte nach Jinan, wieder, wie alle Städte vorher auch, eine Millionenstadt, diese allerdings mit vielen unterirdischen Quellen. Aus diesem Grund gibt es hier auch keine U-Bahn, dafür ist eine Schwebebahn geplant.
Den ersten Tag, wir hatten schlechtes Wetter, verbrachten wir gemütlich in Cafés und beim Shoppen, Josef brauchte Unterhosen und Socken ; ).
Am nächsten Tag besuchten wir den Berg der 1000 Buddhas. Gläubige Buddhisten hatten seit dem 6. Jhdt. in eine riesigen Höhle unzählige Buddhafiguren gemeißelt bzw. aufgestellt. Auch auf dem Berg sind viele Buddhastatuen und Tempel zu sehen. Vom Gipfel des Hügels aus hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt.
Am 9. Oktober fuhren wir mit dem Bus nach Tai´shan. Wir hatten in einem einfachen Hostel ein Doppelzimmer mit Bad für drei Nächte gebucht. Der Preis beträgt € 26,-- pro Nacht ohne Frühstück, die Lage ist für die Besteigung des heiligen Berges Tai´shan ideal (50m entfernt beginnt der Aufstieg). Das Problem mit den wirklich ekelhaft stinkenden Abflüssen der Dusche gibt es hier, wie auch in fast allen anderen Hostel.
Am Montag stiegen wir über 7000 Treppen und 1350 hm auf den Gipfel eines der heiligen Berge Chinas. Angeblich ist der Tai´shan der meistbestiegene Berg der Welt (!). Wir waren auf unserem Weg also nicht alleine, wie eigentlich fast nirgends in China. Wie viele Leute sich hier vor einer Woche hinaufgequält haben, möchte ich gar nicht wissen. Entlang des Weges gibt es Stände mit Stöcken, Getränken und allen Arten von Verpflegung, Räucherstäbchen, Glöckchen, Souvenirs... .
Es ist also nicht nötig, Verpflegung hinauf zu schleppen. Wir, bzw. Josef, taten dies trotzdem, wir hatten dafür auch Toastbrot, Käse, Wurst (hatten wir zufällig in einem riesigen Supermarkt entdeckt) und Tee mit Orangensaft zum Picknick, einfach herrlich!
Von den drei Wegen auf den Tai´Shan nahmen wir den Zentralweg, auf dem auch die früheren Kaiser hinaufritten, bzw.  hinaufgetragen wurden. Eigentlich ist dieses Gebiet ein riesiges Freilichtmuseum. Auf dem Weg hinauf und auch am Gipfel gibt es Tempel mit den verschiedensten Gottheiten. Felsblöcke mit chinesischen Schriftzeichen säumen den Pfad, für uns natürlich unleserlich aber schön, also als Fotomotive für Josef geeignet. Fotomotive waren aber auch wir. Von  Chinesen wurden wir immer wieder gebeten, uns mit ihnen fotografieren zu lassen. Die meisten Leute beobachteten (begafften) uns, die Kinder wurden, wie auch in den Städten, angehalten, uns auf englisch zu grüßen, die wenigen Langnasen sind eben doch noch etwas Besonderes.
Heute ist Dienstag, der 11. Oktober und Josef ist nochmal auf dem Tai´shan unterwegs, diesmal besteigt er den Berg über die selten begangene Ostroute.
Ich hatte Zeit, auszuschlafen, mit dem Bus in die Stadt zu fahren und wieder einmal Zugkarten zu kaufen. Auf dem Bahnhof hier fand ich keinen Schalter, an dem Englisch gesprochen wird.
(Solche Schalter gibt es in den meisten großen Bahnhöfen, sie sind an der roten Aufschrift "english speaking counter" zu erkennen. Einmal war dieses Schild allerdings nur in chinesischen Zeichen geschrieben, für mich also unlesbar, aber rot... hat funktioniert.)
Wieder einmal war ich überrascht von der großen Hilfsbereitschaft der meisten Chinesen. Ein junger Mann hatte mit Hilfe seines Smartphones verstanden, was ich wollte und stellte sich mit mir in die Warteschlange um mich beim Kauf der zwei Zugtickets für morgen zu unterstützen.
Danach hatte ich noch Zeit herumzubummeln, mir eine Pediküre zu gönnen, einen Kaffe zu trinken, mit Margrit zu chatten, diesen Bericht zu schreiben, eine Bluse zu kaufen, ... einfach ein wunderbarer Tag!
Am Abend waren wir noch Hotpot essen. Ganz dünne Fischscheiben, Gemüse, Nudeln, Fleischscheiben, Eier, und vieles mehr wird in einem dampfenden Topf mit Fischsud und Gewürzen  am Tisch gegart, in Ingwer- und Chilisauce gewendet und verzehrt. Dazwischen schöpft man sich immer wieder etwas Suppe in eine Schale und würzt diese mit Koriander und Lauch, sehr fein!





Dalian - Renate vor staunendem Publikum



Dalian  









Qingdao - Strandleben



Lao Shan - Granitgebirge im Osten Chinas












Nachtmarkt - Naschmarkt



Guten Appetit












"Fressgelage"



...aber es gibt auch gemütliche Cafés



Jinan



Gipfel am 1000 Buddha Berg









Historische Höhle im Berg der 1000 Buddha
























Aufstieg zum heiligen Berg Tai´shan 






Duzende Tempel säumen den Weg ...



.... aber auch viele Souvernierstände



Jausenpause auf halben Weg









Tempel in Gipfelnähe






Landschaftlich reizvoller Anstieg über die Ostroute 
ohne Menschenmassen


                          


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen