Samstag, 20. August 2016

Die ersten abenteuerlichen Tage


Am 13.08.2016 fuhren wir von Gorno Altaisk nach Artybash am Teleskojesee. 
Zufällig hatten wir zwei Tage vorher am Busbahnhof einen Taxifahrer getroffen, der uns für den Buspreis mit dem Taxi dorthin bringen wollte, gemeinsam mit zwei Lehrerinnen aus Bijsk, die aber leider auch kein Englisch sprachen. Er hatte uns versprochen, er würde uns zeigen, wo es die besten Blinis (ähnlich unseren Palatschinken) gibt.
Ca 40 km vor Artybash hielten wir am Straßenrand und bekamen wirklich die besten Blinis, gefüllt mit dicker, süßer Sahne und gemischten Beeren aus dem Wald. Schade, dass wir bereits gefrühstückt hatten…
In Artybash handelte der Taxifahrer für uns für den nächsten Tag einen guten Preis für die Bootsfahrt aus, wir bezahlten € 42,— anstatt € 70,— (diesen Preis hatte uns eine Dame der Touristeninfo in Gorno Altaisk genannt).
Da die zwei Lehrerinnen auch zelten wollten, wurden wir an einem Campingplatz, direkt am Wasser gebracht. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, wurden wir gleich von unseren zwei Mitfahrerinnen zum Tee einer Jause eingeladen. Da bemerkte Josef, dass er seine Fototasche mit einer Batterie im Taxi vergessen hatte. Glücklicherweise hatten eine der Damen die Telefonnummer unseres Taxifahrers und dieser kam wirklich nochmals zurück und brachte Josef die Tasche. Das kostete mich eine Packung Mozartkugeln.
Am Abend waren wir in einer kleinen Hütte Fisch essen (Charius aus dem See).
Danach gab es noch Lagerfeuer vor dem Zelt, die zwei Nachbarinnen sangen für uns russische Volkslieder und der Himmel war sternenklar, es war fast kitschig.

Am Campingplatz vor fast jedem Zelt, aber auch sonst überall an Flüssen und Seen gibt es jede Menge Feuerstellen, die Russen (und ich auch) lieben anscheinend das Feuer.  
Es wird darauf gekocht oder einfach nur daneben gesessen, getrunken…
Zum Anzünden gibt es nichts besseres als dünne Birkenrinde, diese brennt hervorragend, auch in feuchtem Zustand.

Am nächsten Morgen war es dann aber vorbei mit der Idylle. Es begann zu regnen und es war kühl.
Mit dem Boot fuhren wir in ca 3 Stunden mit einer kurzen Rast bei einem Wasserfall an das 80 km entfernte Südende des Sees. Der Strand dort war nicht besonders schön, der Weg dreckig und glitschig und die Tourbasa war alles andere als einladend. Überall Schlamm und verrostete Autos. Ein Kettenhund bellte furchterregend und eine englischsprechend(!)  Frau erklärte uns, dass es keine andere Unterkunft gäbe, auch kein Geschäft, kein Restaurant und kein Auto, das uns in das nächste, 8 km entfernten, Dörfchen bringen könne. Wie und ob wir von hier nach Arktash kommen können, war uns auch nicht klar. 
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mehr, was wir  hier wollten, eigentlich wollte ich sofort wieder zurück… Aber dann dachte ich mir, wenn ich mich bei den ersten kleinen Schwierigkeiten schon so anstelle, dann wäre es besser gewesen, ich wäre zu Hause geblieben.
Also nahmen wir uns eine der kleinen Holzhütten mit zwei Betten ohne Matratzen, glücklicherweise hatten wir ja unsere Luftmatratzen, und machten uns auf den Weg in Richtung Dorf.
Die Gegend war dann aber trotz des leichten Regens wunderschön und nach ca 5 Kilometern nahm uns ein junger Mann in einem alten russischen Fahrzeug, dass für diese Wegverhältnisse bestens geeignet ist, mit. Wir erklärten ihm, dass wir ein Geschäft suchten und ein Fahrzeug für den nächsten Tag bräuchten. Und wir hatten wieder Glück, er brachte uns zu einem Geschäft, wartete eine Stunde auf uns, damit wir durch das Dorf spazieren konnten, brachte uns wieder zurück und versprach, uns am nächsten Tag um 11:00 Uhr abzuholen und uns zu einem 40 km entfernten Ort zu bringen, wo es mehrere Tourbasas und auch Wandermöglichkeiten gäbe.
Juhuu, dieser Tag und auch die nächsten waren wieder gerettet! Wir machten uns ein Lagerfeuer, jausneten und danach gab es sogar für eine Stunde Strom wir konnten Kartenspielen. 

Eine Tourbasa ist ein Camp aus kleinen und größeren Holzhütten für zwei bis 8 Personen (ca € 7,- 9,- pro Person). Oft gibt es ein Café oder ein kleines Restaurant und ein kleines Geschäft, in dem man die wichtigsten Dinge, wie Brot, Wasser Bier und Wodka… kaufen kann.
Die Toilette ist ebenfalls ein Holzhäuschen mit einem Loch im Boden. Besonders bei Hitze bzw. morgens auf nüchternem Magen ist die Benützung eine Herausforderung. Hier hat sich eine abgeschnittene, große Plastikflasche sehr bewährt ; ).
Als Waschstelle gibt es einen See oder Fluss aber auch eine russische Banja (Sauna), die mit Holz beheizt wird. Diese besteht aus drei kleinen Räumen. Der erste, kühle Raum dient als Garderobe. Im zweiten Raum steht ein großer Kaltwasserbehälter und es gibt einen Wasserhahn, aus dem heißes bis kochendes Wasser herauskommt (dieses heiße Wasser kommt aus einem Kessel über den heißen Steinen in der Sauna). Mit Schöpfkellen mischt man sich in Schüsseln sein warmes Wasser und schüttet es sich über den Körper, wäscht sich sauber und begibt sich in die eigentliche Sauna. Normalerweise schlägt man sich dort noch mit Ästen auf den Körper um die Blutzirkulation anzuregen und gießt mit Wasser, das man evt. mit Kräutern duftend gemacht hat, auf.  Im Anschluss bespritzt man sich mit kalten Wasser, vorzugsweise am See bzw. Fluss bzw. taucht ein. Diese Prozedur wird, je nach Wunsch, einige Male wiederholt.
Nach einer anstrengenden Wanderung aber auch sonst eine Wohltat!

Am nächsten Morgen war der Junge wirklich um 11:00 Uhr da und brachte uns zu einer netten Tourbasa. Da es gleich daneben in einer weiteren Tourbasa ein kleines Restaurant gab, waren wir dort Mittagessen und lernten eine Gruppe von ca 20 MoskauerInnen kennen. Es waren hauptsächlich junge Leute, die sich vom Yoga kennen und einmal jährlich eine gemeinsame Reise unternehmen. Beinahe alle sprachen gut englisch und war angenehm, sich wieder einmal richtig unterhalten zu können. Für den nächsten Tag hatten sie eine Tagestour zu einem, angeblich besonders schönen, Wasserfall geplant und luden uns ein, mitzukommen. Sie hatten ein riesiges Fahrzeug und zwei Führer dabei und wir hatten so die Möglichkeit, eine Tour zu machen, die wir alleine nicht gefunden hätten.
Am Nachmittag gingen wir noch den kurzen, steilen Weg zu den „Pilzsteinen“. Dafür muss man den Fluss überqueren und wir wissen jetzt auch, warum es dort keine Brücke gibt. Eine Fahrt (hin und zurück) kostet nämlich € 7,— für max. 4 Personen, dauert ca 30 Sekunden und es gibt sehr viele Leute (russ. Touristen), die zu den Pilzsteinen wollen. Das gleiche gilt ein paar Kilometer weiter am Weg zum Wasserfall.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der Gruppe zum Ausgangspunkt und wanderten in einer wunderschönen Gegend auf einem total anstrengenden Weg ständig auf und ab über große Steine, an einem steilen Hang (nicht so gut bei meiner Höhenangst) 8 km hin und 8 km zurück. Der Wasserfall war dann aber wirklich beeindruckend und Josef badete sogar kurz in dem kalten Wasser. 
Wir waren nach der Tour aber wieder einer Meinung, trotz der netten Leute, eine Gruppenreise ist nichts für uns. Wir möchten einfach unabhängig sein, auch wenn das Nachteile mit sich bringt. Wir müssen uns alles selbst organisieren… aber es gibt immer wieder nette Leute, die uns Tipps geben und uns weiterhelfen.
Am Mittwoch fuhren wir dann, wieder mit dem jungen Fahrer, diesmal aber mit einem Lada ohne Allrad, nach Arktash. Er holte uns um 10:00 Uhr ab, die Strecke war weit (150 km) und schwierig. Zuerst mussten wir auf einer sehr schlechten Straße von 700 hm auf 2400 hm hinauf. Einmal mussten wir die Kupplung auskühlen lassen und einen km zu Fuß gehen. Während der 6 Stunden nach Arktash brauchte das Auto noch eine Ruhepausen und Wasser und Öl, die Reifen immer wieder Luft, aber wir schafften den Weg. Die Landschaft war großartig. Teilweise gab es unendliche Lärchenwälder. (Robert, das wär für dich ein Paradies im Herbst!!!)
Auch das schneebedeckte, über 4000m hohe Beluchagebirge, konnten wir sehen.
Und in Arktash, einem kleinen Ort, brachte uns der Fahrer zu einem netten Hotel mit Zimmer incl. Dusche und WC (!) und einer Gemeinschaftsküche, herrlich ( € 40,- ohne Frühstück). Hier wollen wir nun ein paar Tage bleiben und einiges unternehmen.



Abschied von unserer Wohnung in Gorno Altaisk



Blinis am Weg nach Artybash



Ein kleiner Wasserfall auf dem Weg zur "Südsee"



"Südeseestrand"



 Dorf 8 km vom Strand



Lagerfeuer in unserer ersten Tourbasa



Unsere Häuschen



See









Unsere Unterkunft in der zweiten Tourbasa



Auf dem Weg zu den Steinpilzen



Steinpilz mit Josef






Weg zum Wasserfall


Wasserfall - Wanderung mit der Yogagruppe



Straße nach Arktash



Nach der steilen Straße haben wir den höchsten Punkt erreicht











2 Kommentare:

  1. Euere Reise wird immer spannender. Ich bin beeindruckt wieviel freundliche Leute euch begegnen (gibt es auch Gegenteiliges?)und wie das Reiseglück euch begleitet. Auch eure (körperliche) Kondition ist bemerkenswert. Danke für die schönen Bilder!Möge das Glück euch weiterhin begleiten. LG Josef

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    1. Lieber Josef,
      vielen Dank für deine lieben Kommentare!
      Ich glaube, wenn man zu den Leuten freundlich ist, sind sie ebenfalls freundlich. Aber du hast Recht, wir haben bisher wirklich viel Glück gehabt.
      Ihr seid ja auch Reisende und kennt die unterschiedlichsten Situationen, in die man so kommen kann ; ).
      Was habt ihr in diesem Sommer und Herbst noch so auf dem Reiseplan?
      GlG auch an Karin
      Renate

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