Jetzt wird abgerechnet
Zwischenbilanz
Seekirchen, Wildentenstrasse 17a
Mitte September 2014, ein typischer Altweibersommertag neigt sich dem Ende zu, genauso wie das erholsame Wochenende.
Die letzten Sonnenstrahlen der Abendsonne schenken uns angenehme Wärme auf unserer Terrasse.
Unaufhaltsam schleicht sich der Herbst herein, frisch zeigen sich die Abende um diese Jahreszeit.
Ausgezeichnet schmeckte wie immer die gegrillte Forelle vom Kapeller, restliche glühende Kohle im Grill spendet uns Behaglichkeit, wie auch die selbstgemachten, kuscheligen Decken von Oma.
Gemütlicher gehst fast nicht mehr, so schön bei uns zu Hause, was will man mehr?
"Mogst a no a Glaser Wein?"
"Jo, warum a ned?"
„An Welschriesling oder an Muskateller ?“ Sensationelle Flaschn vom Bruno (unser Haus- und Hofsommelier) hätt ma no im Keller"
„Des klingt guat, und wenns da gleich is, donn an Muskateller“
Der frisch gekühlte Wein wird eingeschenkt. Die reine, goldgelbe Farbe des Muskateller im Glas passt ideal zur Herbststimmung genauso wie der frische Holunderduft des Weines. Wir prosten an auf unser gemütliches Heim, der Wein schmeckt hervorragend.
Trotzdem umgibt uns eine Minute Stille, denn irgendwas liegt in der Luft. Irgendwas beunruhigt mich, zusätzlich zur Sommer-ade Atmosphäre spüre ich etwas Ungewöhnliches herannahen. Nicht unbedingt bedrohlich, nein, aber irgendwo doch!
"Schade, jetzt is da Sommer schon wieda vorbei."
„Jo eh,aber da Herbst is auch a schöne Jahreszeit."
„Hast recht, stimmt, aber dann da Winter - mi graust jetzt scho wonn i an die Kälte denk."
„Geh, du mit deiner Abneigung gegen den Winter. Du sollst da wirklich den Winter zu deim Freind machen, sonst bist 5 Monat im Jahr a armes Schwein. Man konn so viel schöne Sachn mochn im Winter, ma muass sie dabei einfach nur woarm anziehen. Und außerdem, es gibt koa schlechts Wetter im Winter, weil is Wetter schlecht, den schneibts meist und des is romantisch. Scheint die Sun, donn is sowieso schee. Stimmts ned? "
Keine Wiederrede - keine Zustimmung, einfach wieder nur Stille. Ich weiß, ich war wieder nicht überzeugend genug. Wie schon so oft, wenn es um das Thema Winter bei uns in Österreich gegangen ist.
"Du, i hob do so a Idee? "
"Jo?"
"Deafst oba need glei schimpfn, won i da des jetzt sog, ok!"
"Na eh ned, was is leicht ?"
"Wie wärs, wann mir zwoa a Jahr long wegfoarn tätn, irgendwo hin nach Afrika oder Asien. Es gibt so viel Interessantes auf da Welt zum anschaun, so viele unterschiedliche Länder und Kulturen. Mir nehmen uns a Freijahr und foarn einfach und ………………"
"Geh Renate, vielleicht eh koa schlechte Idee, oba des kenn ma uns jo gar nit leisten - wie soll des geh?"
Und somit bin ich beim heutigen und ja nicht unwichtigen Thema Geld angelangt.
"Ok, i hob ma des schon überlegt und i glaub des funktioniert. Also mit Freijoahr man i a Sabbatical, weil do kriagn ma a an Teil von unserm Gehalt weiterzahlt. Also dein Gehalt und mein Gehalt minus die Fixkosten bleibt ungefähr soundsoviel über. Und wenn ma se des ausrechnet, so kennt ma 120€ am Tag brauchen. Dazu zusätzlich noch des Urlaubsgeld als Reserve, des muas si schon ausgehn, glaubst net a?"
Das war also so ungefähr der Ursprung der Planung unserer Reise. Seither sind über 2 Jahre vergangen und wir sind schon seit fast 7 Monaten unterwegs. Genauer gesagt seit 203 Tagen.
120€ täglich standen zur Debatte vor über 2 Jahren und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Doch heute wird abgerechnet, Zwischenbilanz gezogen.
Unausbleiblich dieser Moment der Vernunft.
Die Stunde der Wahrheit, der Wahrheit ins Gesicht schauen.
Schlechtes Gewissen, aber heute wollen wir es wissen.
Beim Herumzigeunern wird Geld gebraucht, jeden Tag, mehr oder weniger, verbraucht.
Die Erlebnisse unzählbar, doch auch bezahlbar?
Was haben wir bis jetzt bezahlt - hat es sich bezahlt gemacht?
Werden wir auskommen mit unserem Einkommen?
War der gestrige Abend teuer, was kostet dieses Abenteuer?
Ist unser Konto schon überzogen, sind wir insgesamt zu viel herumgezogen?
Oder ist die Geldfrage von sich aus überzogen?
Bereits 9 Grenzen überschritten, haben wir etwa einen Schritt zu viel gemacht - wurde unser Budget überschritten?
Scheinbar reisen wir grenzenlos, doch die Grenzen liegen ganz woanders. Unser Konto ist nicht unbegrenzt belastbar.
Ausrechnen, abrechnen, jetzt - koste es was es wolle.
Von der Ungewissheit zu einer Gewissheit gelangen.
Vielleicht ist es für den einen oder anderen interessant zu erfahren, mit welchen Kosten man bei einer längeren Asien-Reise rechen muss. Obwohl ja manchmal in unsereren Breiten Geldangelegenheiten ungern preisgegeben werden, wollen wir kein Geheimnis daraus machen. Unser Budgetplan liegt bei 120€ pro Tag plus einem Sicherheitspolster von 30€ pro Tag.
Regelmäßig wird Buch geführt, so haben wir einen guten Überblick und das ist uns sehr wichtig.
Derzeit, nach 203 Tagen, haben wir ein Minus von 38 €, der Sicherheitspolster wurde bis zum heutigen Tag nicht angetastet. Große Brocken sind meist die Flüge, welche wir daher auf ein Minimum beschränkt haben. Busfahrten und Zugfahrten sind sehr billig, jedoch auch zeitaufwendig und oft anstrengend.
Auch bei der Wahl der Unterkünfte müssen wir natürlich auf den Preis achten, doch gibt es bei genauer Recherche im Internet usw. sehr wohl günstige und trotzdem saubere und schöne Zimmer in guter Lage. Und von Zeit zu Zeit gönnt man sich schon auch mal etwas Luxus.
Bevorzugt gegessen haben wir in Restaurants oder Lokalen, der Gesundheit wegen haben wir auf Essen an Marktständen meist verzichtet, obwohl es dort sehr günstig ist und die Qualität nicht unbedingt schlecht sein muss
Unser Vorhaben mit 120€ am Tag auszukommen hat sich also bis jetzt als absolut realistisch herausgestellt. Wir haben kaum das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen. Man kann aber auch locker das Doppelte verbrauchen, umgekehrt haben wir jedoch auch junge Paare kennengelernt, welche versuchten, mit 40€ am Tag auszukommen.
Wie sagte einst vor 10 Jahren unser treuer Nachbar und Freund Thomas auf unserer gemeinsamen Reise nach Griechenland nach Erstellen einer finanziellen Zwischenbilanz: "Was? So viel Urlaub für so wenig Geld? "
Hallo Renate und Josef,
AntwortenLöschenwir waren vom 15. bis 29.1. in Thailand, genauer gesagt in KhaoSok, YaoYai, KohLanta und Phuket. Also eh ziemlich in eurer Nähe. Wir haben sozusagen den Sommer im Winter genoßen und sind so der grimmigen Kälte bei uns zuhause entkommen. Es war echt schön, die Thai's sind wirklich ein sehr freundliches Volk.
Wie es scheint habt ihr alles gut und realistisch eingeschätzt, eine gute Kalkulation ist ja die halbe Miete...
Liebe Grüße auch von Manuela und Thomas, den beiden geht es gut.
Freuen uns wieder von euch zu hören, alles Gute für euren weiteren Reiseverlauf.
Maria und Manfred
Liebe Nachbarn!
Löschenschön von euch zu lesen!
Schade, dass wir uns in Thailand nicht getroffen haben! Wir sind am 31. Jänner wieder für 3 Tage in Bangkok gewesen.
Ihr habt euch wirklich die beste Zeit ausgesucht, nachdem es so extrem kalt war in Österreich.
Auch von uns ganz liebe Grüße auch an Thomas und Manuela!
Renate und Josef
J
AntwortenLöschenMein lieber poetischer Bruder und liebe reisefreudige Renate,
AntwortenLöschendanke Josef für den Einblick den Du uns gibst, vor allem der Anfang Eurer Reisegeschichte hat es mir angetan. Denn ich finde es trotz all dem "na, für
mi warat des nix" das ich immer wieder von mir gebe, einfach wunderschön, dass ihr den Mut hattet, Euch diesen Traum zu erfüllen. Dieses Kapital, das Lebensfreude, Mut, Neugierde und Durchhaltevermögen heisst, kann durch Geld nicht ausgeglichen werden. Und natürlich ist es gut, wenn die Kohle auch stimmt. Aber eben: Äußere Weite bedeutet auch innere Weite. Ich freu mich so für Euch und auch für mich. Weil, ich bekomme ja was davon ab ( sozusagen eine Erlebnis Schmarotzerin ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße nach Myanmar
Anita
... vor kurzem bei einigen Schälchen omanischen Kaffee und süssen Datteln in Muscat erzählte uns ein Beduine, dass er bereits in jungen Jahren all sein Geld für Reisen ausgab. Als er seinem Großvater von seinem finanziellen Engpass erzählte meinte dieser dass sich dieser "Verlust" in Wahrheit in einen unbezahlbaren Schatz verwandelt hätte. Heute leitet dieser reisewütige "Sindbad" ein Unternehmen in der Tourismusbranche und war als erster Kontakt für uns im Oman unbezahlbar!!! Liebe Renate und Josef, wir wünschen euch weiterhin ein "smooth sailing", genießt das Leben und die Verschiedenheit unserer Erde - und vielleicht bereist ihr ja auch etwas "teurere" Kulturen wie zB Japan! Herzliche Grüße aus Söll am Wilden Kaiser :) Stefan & Claudia
AntwortenLöschenLiebe Claudia, lieber Stefan,
Löschenja, wir genießen das Leben und sind glücklich über die Möglichkeit, die wir haben, so viele Eindrücke sammeln zu können!
Ihr wart in Japan?
LG nach Söll!
Renate und Josef