Indien
Delhi
Delhi
Am 06. November 2022 ist es soweit, wir kommen wieder einmal nach Indien. Das Land der riesigen Kontraste, landschaftlich, kulturell und sozial. Ein Land das wir lieben und das uns zeitweise unheimlich nervt, Himmel und Hölle, schwarz und weiß.
Diesmal haben wir im Vorfeld große Bedenken wegen der extremen Luftverschmutzung in Delhi. Diwali, das Lichterfest, das die Luftverschmutzung um ein Vielfaches verschärft, ist schon 14 Tage vorbei, die Nachwehen leider nicht, wobei natürlich das Fest nicht die einzige Ursache ist. Kohlekraftwerke, Industrie, Felder, die nach der Ernte abgebrannt werden, Menschen, die auf den Straßen schlafen und in den kühler werdenden Nächten Müll anzünden, um sich zu wärmen, der starke Verkehr, ...
Da wir die 30 Tage, die das Visum in Vietnam gültig ist, bereits ausgeschöpft haben, reisen wir trotzdem ein.
Während unserer drei Tage in Delhi steigt die Verschmutzung in vielen Teilen der Stadt von "sehr ungesund" auf "gefährlich", vom blauen Himmel sieht man nichts.
Wir haben Glück, dass wir uns in Delhi ein besonderes Hotel gebucht haben, das Maidens, ein Heritage-Hotel, ist wirklich schön und angenehm und wir können uns ein paar Tage erholen. Wir kennen die Stadt schon ein bisschen und haben daher keinen Druck, uns unbedingt etwas ansehen zu müssen. Das Restaurant im Haus ist auch gut und so verbringen wir eine ruhige Zeit hier. Im Freien sitzen wir leider kaum und wenn, dann nur mit FFP2-Maske, obwohl der Garten mit Pool sehr einladend aussieht.
Einmal wollen wir dann doch raus und fahren mit einem Uber-Taxi (Uber funktioniert sehr gut) zum Connaught Place. Unsere Stimmung sinkt, nicht nur wegen des trüben Himmels. An den Straßen, unter den Brücken, im Dreck, überall liegen viel mehr Menschen herum, als noch vor einigen Jahren.
Covid hat die Armut wieder verstärkt. Viele haben ihre Arbeit und somit die Unterkunft verloren und sind obdachlos geworden. Der Taxifahrer erzählt uns von den schwierigen Bedingungen. Die Regierung sorgt angeblich dafür, dass alle etwas zu essen bekommen, aber das reicht nicht. Kein Sozialstaat fängt die Verluste auf und unterstützt die Menschen wie bei uns. Natürlich haben wir das gewusst, es aber so hautnah zu erleben, macht sehr betroffen und wir überlegen, ob die Reise nach Indien ein Fehler ist. Aber es ist ja auch gerade das Ausbleiben der Touristen, unter dem viele hier leiden. Also bleiben wir, nehmen uns vor, unseren täglichen Spendenbetrag zu erhöhen und mehr kleine Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Das ist nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein, aber was sollen wir tun?
Es gibt aber auch positive Veränderungen. Der Müll vor den kleinen Geschäften und Häusern wird jeden Morgen zusammen gekehrt und es gibt scheinbar so etwas wie eine Müllabfuhr. Das heißt natürlich nicht, dass es in Indien jetzt sauber ist, an Straßen, Wegen, auf Feldern... liegt noch jede Menge Müll, aber die Initiative der Regierung gegen die Verschmutzung trägt erste Früchte. Die Menschen werfen den Abfall zwar noch weg, aber er wird zusammen gekehrt ; ).
Gwalior
Am 9. November 2022 fahren wir mit dem Zug (erster Klasse incl. Verpflegung!) weiter nach Gwalior, einer Stadt mit etwas mehr als einer Millionen Einwohner, etwa 300 km südlich von Delhi. Es gibt hier kaum Touristen und wenn, dann nur indische.
Wir wohnen in einem Heritage-Haus mit acht Zimmern, sind aber die einzigen Gäste. Das Haus ist schön restauriert und liegt, obwohl mitten im Zentrum, durch zwei Vorhöfe von der Hauptstraße getrennt, ruhig. Das Essen ist gut und sehr günstig und die Angestellten sind um uns bemüht. Eine kleine Oase im Trubel der Stadt.
Bekannt ist die Stadt für ihr Fort, eine Hügelfestung mit zwei Palästen. Der zwei Kilometer lange Festungsberg liegt auf einem Sandsteinhügel und soll bereits im 6. Jhdt. erwähnt worden sein.
Gleich am ersten Tag besuchen wir das Fort. Mit einem Tuk-Tuk lassen wir uns zum Tor fahren und gehen den Weg zur Festung hoch. Wir kommen an vielen beeindruckenden stehenden und sitzenden Jain-Figuren vorbei, die in den Sandstein gehauen worden sind. Rishaba, die größte Figur, ist 18 m hoch. Wir sind überrascht, da wir gar nichts davon gelesen haben. Über Gwalior findet man generell wenig, in unserem Reiseführer ist die Stadt nicht einmal erwähnt. Auf der Suche nach versteckten Zielen hat Josef diese Stadt im Internet entdeckt.
Oben angekommen genießen wir zuerst den schönen Ausblick über die Stadt.
Danach nehmen wir uns einen Führer und besichtigen den Man-Singh-Palast. Dieser ist mit farbigen Kacheln dekoriert und, ebenso wie der Gurjari-Palast, um 1500 entstanden. Unser Guide arbeitet normalerweise in Delhi im Roten Fort, aber Corona hat ihn in seine Heimatstadt zurückgebracht. Hier ist das Leben einfacher. Er hilft seinem Vater bei der Feldarbeit in einem Dorf nahe der Stadt und kann ab und zu auf der Festung Touristen finden, die sich von ihm führen lassen.
Das Areal des Festungsbergs ist riesig, immer wieder kommt man an kleineren Tempeln vorbei.
Am zweiten Tag besuchen wir den Kai Vilas Palast in der Stadt. Dieser wurde im 19. Jahrhundert vom damaligen Maharadja erbaut. In einem großes Teil des Palastes befindet sich heute ein interessantes Museum, in einem Teil wohnen immer noch Nachfahren des damaligen Herrschers.
Gwalior ist eine chaotische Stadt, der Verkehr ist irre und wir haben Probleme, die Straßen zu überqueren.
Es ist laut, ständig wird gehupt, Kühe sind unterwegs, ein buntes Bild voll Leben, aber nichts für schwache Nerven ; ).
Wir sind für die Menschen hier etwas Besonderes. Ständig werden wir angesprochen und gefragt, ob wir mit Selfies einverstanden sind. Ok, das kennen wir schon, aber hier wird es zu einer Dauerbeschäftigung ; ).
Von sich aus wollen viele auch mit der Kamera von Josef fotografiert werden, über WhatsApp bekommen sie dann die Fotos übermittelt.
Positiv überrascht sind wir, wie wenig wir angebettelt werden. Natürlich gibt es Bettler, aber man kann auch auf andere Weise "spenden". So bieten z.B. Frauen Grasportionen an, die man für ein paar Rupie kaufen und an die wartenden Kühe verfüttern kann.
Der Aufenthalt in Gwalior ist für uns interessant, das pralle, bunte Leben ist zu spüren und es gibt genug zu entdecken. Besonders das pulsierende Leben auf den Straßen mit den authentischen Straßenmärkten, auf denen die unterschiedlichste Dinge angeboten werden, üben einen großen Reiz auf uns aus.
Nach 4 Nächten geht es wieder mit dem Zug weiter nach Lucknow.